Dem Schützenverein wurde in den 1850er Jahren von der Stadt in der „Grünen Schleite“ ein wüster Platz, der bisher der Abdeckerei diente, zur freien Benutzung übergeben. Nach der Umgestaltung des Platzes durch den Verein feierte man dort seit 1856 das Schützenfest. Es lag deshalb nahe, auch den Schießstand dorthin zu verlegen. So errichtete man 1856 im Anschluss an den Münchhausen-Berggarten einen Scheibenstand. Im Jahre 1909 wurde von der Stadt zur Vergrößerung dieses Platzes ein Teil des Schulzeschen Gartens angekauft. Schützenbruder und Bürgermeister Nedden weihte am 21. Juli 1907 die Vereinsfahne. Jahrhunderte war die Schützengesellschaft als Städtische Wehr unter dem Banner der Stadt marschiert.
Zur Feier des 400 jährigen Bestehens im Jahre 1914 feierte der Verein vom 19. bis 26. Juli, also kurz vor Kriegsausbruch, ein Heimatfest von überörtlicher Bedeutung. Aus Anlass dieses Jubiläumsschützenfestes erhielt die Schützenkette einen 100 Gramm schweren silbernen Schützenadler, der von Kaiser Wilhelm II. gestiftet worden war.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verbot die Militärregierung das Schießen mit großkalibrigen Gewehren, und so wurde das Kleinkaliberschießen im Keller des Hotels „Zur Traube“ wieder aufgenommen. Im Jahre 1952 fand das erste Schützenfest nach dem II. Weltkrieg, zu dem das traditionelle Königsschießen und die Geselligkeit gehören, auf dem alten Sportplatz statt. Bei diesem Feste konnte erstmals von Nichtmitgliedern auf die Volksscheibe geschossen werden.
Das „schwache Geschlecht“ hatte es 1965 nach schweren Kämpfen mit dem Vorstand endlich geschafft, die erste Damenabteilung des Vereins unter dem Vorsitz von Ilse Lindenkohl zu gründen. Als erste Königin des Vereins wurde Gisela Bauer proklamiert. Gerne erinnert man sich an Zeiten vom Schützen Kommandeur Karl-Heinz Möller zurück, als das Schützenwesen und das jährliche Schützenfest noch einen hohen Stellenwert bei den Einwohnern der Münchhausenstadt hatte und schon Tage vor dem Fest die Häuser und Straßen mit Birkengrün, Fahnen und Girlanden geschmückt wurden. Kommandeur Möller hatte jedoch die gesamte Bevölkerung hinter sich, die das Schützenfest als einen Höhepunkt des Jahres feierte. Am Festmontag war in den Betrieben in Bodenwerder nichts los, alles strömte zum Katerfrühstück im Festzelt, wo damals noch reichlich Freibier floss. Auch zu essen gab es reichlich. So konnte damals ein Einheimischer mit 18 Scheiben belegtem Brot, die er beim Katerfrühstück vertilgte, „Scheibenkönig“ werden. Wenn man die Schützenkönigskette betrachtete, tauchten doch die Namen von fast allen Geschäftsleuten, Handwerksmeister, Hoteliers, Gastwirten, Führungskräften der Bodenwerderaner Firmen und Leuten des öffentlichen Lebens auf den einzelnen speziellen Anhängern auf.
Für die Kinder und Jugendlichen aus Bodenwerder gab es noch einen wichtigen Termin nach dem Fest, und zwar, wenn das Festzelt abgebaut wurde. Dann konzentrierte sich das Interesse auf das Aufheben des Zeltfußbodens, besonders im Bereich der „Lüttje Lagen“ Theke, denn dort fielen so manchem Festbesucher Münzen herunter, die in den Ritzen des Fußbodens verschwanden. Da in den späteren Jahren, vor der Jahrtausendwende, die Beteiligung, insbesondere das Interesse der Bevölkerung immer weniger wurde und im Vorjahr die Schützen selbst bei der Proklamation in einem fast leeren Zelt saßen, fand im Jahr 2001 das traditionelle Schützenfest erstmalig nicht mehr statt. Schade, aber wenn das finanzielle Risiko eines Vereines zu hoch ist, ist das Vorgehen des Vorstandes verständlich.
Aktuell findet das traditionelle Königsschießen und die Königsproklamation im Schießsportzentrum am Hakenberg statt. Insgesamt 58 Schützen traten zum traditionellen Königsschießen an, davon 18 bei den Herren, 20 Damen, 4 Jungschützen und ein Schüler. Um die Volkskönigswürde schossen 15 Schützen. Wenn eine 10 geschossen wurde hallten Böllerschüsse durchs Tal. In früheren Zeiten wurden diese mit einer kleinen Kanone, dem „Onkel Anton“ abgegeben. Heute ersetzt eine Pistole das gute Stück.