Einzig Rüdiger Zemlin (FDP) ging überhaupt auf die insgesamt vier Entwürfe ein, die Bernhard Gelderblom, der Initiator des Bückeberg-Projektes, an diesem Nachmittag präsentierte. Zemlin, der im Kreistag für die von Gelderblom und seinem Team erarbeitete Dokumentationsstätte gestimmt und damit innerhalb seiner Fraktion für Verstimmung gesorgt hatte, kritisierte den Entwicklungsprozess des Projekts.
„Dass wir hier heute sitzen, zeigt, dass ein Fehler gemacht wurde“, sagte Zemlin. Landkreis, Politik und Medien hätten das Projekt lange fälschlicherweise für einen „Selbstläufer“ gehalten und den Widerspruch aus der Bevölkerung zu spät erkannt. In dem vom Kreistag beschlossenen Entwurf fehle ihm etwa ein Museum, ein wetterfester Unterstand sowie ein Konzept, um die Nutzer des Weserradweges anzulocken – Aspekte, die, wie er anmerkte, in Teilen in den anderen drei Entwürfen enthalten waren. „So, wie es jetzt ist, ist es zu wenig“, so der FDP-Fraktionsvorsitzende.
Landrat Tjark Bartels entgegnete, dass unter Berücksichtigung besagter Aspekte schnell mit 200 000 Euro Mehrkosten zu rechnen sei, die er jedoch auch nicht scheuen würde. Zemlin erwiderte, dass die Kosten sogar wie bei der historischen Aufbereitung des NS-Reichsparteitagsgeländes in Nürnberg von ursprünglich geplanten 3 auf letztlich 73 Millionen Euro steigen könnten, wovon die Infrastruktur der Stadt im Übrigen stark profitiert habe. „Aber die Kosten sind nicht vom Landkreis, sondern von Bund und Land zu tragen“, betonte Zemlin. Daher habe der Kreistag ja auch beschlossen, weitere Finanzierungsoptionen prüfen zu lassen.
Die CDU kritisierte die Kreisverwaltung dafür, die Politik nach dem Beschluss im Schulausschuss, ein Konzept für das Projekt Bückeberg erarbeiten zu lassen, nicht mehr mit eingebunden zu haben. „Wir waren von anderen Voraussetzungen ausgegangen“, sagte die Ausschussvorsitzende Ursula Körtner (CDU). Daher stehe man nun vor einer „problematischen Situation“, obwohl im Prinzip „alle das gleiche Ziel“ hätten.
Irmgard Lohmann, ebenfalls CDU, wollte wissen, weshalb in der Fachjury, welche den Gestaltungsentwurf auswählte, kein Vertreter der Kreispolitik gesessen habe. Landrat Bartels antwortete, dass mit ihm sowie mit dem Emmerthaler Bürgermeister Andreas Grossmann, beide SPD, nicht nur zwei Verwaltungschefs in der Fachjury vertreten gewesen seien, sondern auch zwei Vertreter der Politik. Wenn die CDU sich nicht mitgenommen gefühlt habe, dann hätte sie dies ja anmerken können. Dazu hätte sie noch im Schulausschuss im September „gute Gelegenheit“ gehabt. Davon abgesehen, sei es als Verwaltungschef sein Job, „Mehrheiten zu organisieren“. Dr. Eckhard Reichenbach (AfD) bezeichnete die Mehrheitsgruppe im Kreistag später als „Machtkomplex“.
Bei Bernhard Gelderblom führte die von FDP und CDU geäußerte Kritik zu einem emotionalen Ausbruch. Der Verein für regionale Kultur- und Zeitgeschichte, die Arbeitsgemeinschaft Jung/Ermisch/Kerck und er hätten bei der Planung des Projekts „alles bedacht“ und sich bei Gestaltung und Kostenplanung an den „unglaublich engen Rahmenbedingungen“ orientiert. „Aber seit 20 Jahren habe ich aus Emmerthal nur Gegenwind erfahren bis hin zu massiven persönlichen Kränkungen“, sagte er so aufgebracht, dass seine Stimme brach. Er sei nunmehr 75 Jahre alt und habe am Bückeberg jahrelang ehrenamtlich dafür gearbeitet, wofür sonst „keiner den Mut“ aufgebracht habe. „Der Landkreis und die Politik haben bisher versagt“, brach es aus Gelderblom heraus. Ursula Körtner wies diesen Vorwurf von sich und der übrigen Kreispolitik zurück. „Das Versagen der Kreispolitik ist Ihre subjektive Wahrnehmung“, sagte die Ausschussvorsitzende und betonte zum wiederholten Male die Besonderheit des Projekts, die entsprechende Abwägungen nach sich zöge. Daher werde der Schulausschuss nach den Sommerferien in einer Sondersitzung zum Thema erneut zusammenkommen.