267 Flüchtlinge seien seit Jahresbeginn in Hameln angekommen. Etwa 90 syrische Staatsangehörige seien zudem zu schon in Hameln lebenden Angehörigen gezogen, heißt es aus der Stadtverwaltung. Nachdem das Bundesinnenministerium in dieser Woche seine Prognose für den Rest des Jahres deutlich angehoben hat, geht die Stadtverwaltung nun noch einmal von weiteren 250 Flüchtlingen für Hameln aus.
„Das Angebot an Unterkünften ist im Moment noch ausreichend, da wir eine Menge privater Wohnungsangebote haben“, heißt es aus dem Rathaus. Allerdings werde die Frage sein, „wie viele Zuweisungen wir in nächster Zeit noch erhalten“. Eine vage Kalkulation also.
Britenwohnungen stehen bald zur Verfügung
Landkreis und Stadt werben seit Monaten gemeinsam um Wohnungen: „Dank der Hilfe vieler Bürgerinnen und Bürger konnten die Flüchtlinge bisher dezentral in den Städten und Gemeinden in angemessen ausgestatteten Wohnungen eine neue Bleibe finden“, heißt es in einem Faltblatt. Aber: „Damit das so bleibt, benötigen wir auch Ihre Unterstützung!“ Die Miete käme „pünktlich und zuverlässig“, ist weiter zu lesen. Für Miete und Nebenkosten gibt es Geld nach dem Asylbewerberleistungsgesetz.
Ab Anfang September sollen die ersten zehn ehemaligen Briten-Wohnungen in Hameln – nun in Händen der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) – für Flüchtlinge mietfrei zur Verfügung stehen.
Und wenn nun Bima- und Privatwohnungen doch nicht ausreichen? Wenn sich mehr Flüchtlinge auf den Weg nach Deutschland machen als derzeit kalkuliert? Dann wäre es auch an der Weser Zeit für Notfallpläne. „Natürlich“ arbeite man daran, sagt die Verwaltung, räumt dann jedoch ein, es existierten nur „erste Überlegungen“. „Die Tendenz geht dahin, so etwas wie Notunterkünfte nicht anzubieten“, heißt es – und das klingt so, als ließen Notsituationen Raum für städtische Wünsche. Auch eine Beschlagnahme von Wohnungen sei „nicht vorgesehen“.
Es passiert natürlich auch nicht zum ersten Mal, dass kurzfristig Flüchtlinge in Hameln untergebracht werden müssen – auch noch lange nach den Flüchtlingsströmen der Nachkriegsjahre wurde mitunter improvisiert: Zu Zeiten der Kosovokrise beispielsweise lebte eine Familie für längere Zeit im Keller des Gemeindehauses der Martin-Luther-Gemeinde in der Brucknerstraße. Angesichts schrumpfender Gemeinden ist manches evangelisch-lutherische Gemeindehaus auch in Augen der Landeskirche heute überdimensioniert. Wäre hier nicht Platz für Menschen in Not? „Derzeit kann die Kirche keinen Wohnraum anbieten“, sagt Superintendent Philipp Meyer. Nicht mehr genutzte Pfarrwohnungen seien anderweitig vermietet, und die Gemeindehäuser entsprächen nicht den Anforderungen. Dabei sind die Mindestanforderungen an Flüchtlingswohnungen schlicht: Schlafplatz, Nasszelle und Küche samt Ausstattung. Ein Wohnzimmer sei „wünschenswert“, heißt es aus dem Rathaus.
Der Keller des Gemeindehauses in der Brucknerstraße entspricht diesen Ansprüchen heute nicht mehr – nicht nur, weil er baulich verändert wurde. „Die 90er waren da wohl noch eine andere Zeit“, sagt Jürgen Stoffregen, Vorsitzender des Kirchenvorstandes. Der Flüchtlingshilfe dienen die Kellerräume dennoch: Hier lagern nun Spenden, gesammelt von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen.