LÜGDE. Im Frühjahr erreichte die Lügder Einwohnerschaft und auch die Nachbarstadt Bad Pyrmont die Nachricht, dass eine langjährig tätige Zahnärztin ihre Praxis an der Pyrmonter Straße für immer schloss. Was nun, und zeichnet sich eventuell ab, dass eine Nachfolge die gut frequentierte Zahnarztpraxis weiterführen wird?
Diese Fragen beantwortete Bürgermeister Torben Blome nun recht umfangreich in der Fachausschuss-Sitzung zumindest gegenüber den Kommunalpolitikern, die aufmerksam zuhörten. Er habe, so sein Bericht, die Sommerphase dazu genutzt, sich von der Zahnarztkassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (ZKVWL) informieren zu lassen. Die habe nämlich die vertragszahnärztliche Versorgung sicherzustellen.
Im Gegensatz zu der Niederlassung von Allgemeinmedizinern, also den Hausärzten, gebe es für Zahnärzte eine sogenannte Niederlassungsfreiheit, das heißt, die Eröffnung einer Praxis ist nicht von der Zustimmung der Kammer abhängig. Es dürfte daher eher eine Frage der Rentabilität sein, ob sich eine Praxiseröffnung am Ende lohne. Denn im Gegensatz zu den Hausärzten, die von einem Patienten zwischen 15- und 17-mal pro Jahr aufgesucht werden, ließen sich Patienten bei einem Zahnarzt durchschnittlich nur 1,7-mal im Jahr sehen. Das gebe zumindest die Statistik der ZKVWL her.
Nach Einschätzung der ZKVWL sei auch nach dem Ausscheiden von Dr. Dorothea Berendes die zahnärztliche Versorgung in Lügde und Umgebung nicht gefährdet, zumal es in Lügde weitere vier Zahnarztpraxen gebe. Die Kammer habe daher die aktuelle Situation für die Osterräderstadt als „leicht unterversorgt“ beschrieben. Eine unmittelbare Weiterführung der aufgegebenen Praxis zeichne sich aktuell nicht ab.
Um insgesamt jüngeren Medizinern Entscheidungshilfen gerade für ländliche Bereiche geben zu können, sei von der ZKVWL ein Projekt gestartet worden, das bewusst Studierende anspreche. Über praxisorientierte Modelle und die Schaffung einer Börse, aus der Interessenten Ortsprofile und Perspektiven entnehmen können, würden Entscheidungsgrundlagen zur Verfügung gestellt. Allerdings könnten auch Kommunen selbst über gute Wohnraumangebote, ausgebauten ÖPNV, Schulen und Kitas sowie kulturelle Angebote eine reizvolle Attraktivität schaffen. Da spiele Lügde schon in einer gehobenen Liga, so die Einschätzung des Bürgermeisters.
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