Bismarck soll der Erste gewesen sein, der „die Wurst“ sinnbildlich verwendet hat. In einem Brief an seine Schwester soll er von „gänzlicher Wurschtigkeit“ gesprochen haben. Doch schon vor Bismarck gab es Menschen, die das „fleischliche Sprachbild“ unter die Leute brachten. Erste historische Andeutungen gab es schon im Jahr 425 vor Christus, und zwar in einer Komödie von Aristophanes. Das verwundert nicht, denn schon damals aß man viel Fleisch, und auch die Wurst war bereits bekannt.
Doch warum nun wird gerade die Wurst zitiert, wenn man Achselzucken meint? Selbst diverse Fleischereien geben sich bei dieser Frage ratlos. So auch zunächst Innungsobermeister Werner Schulte aus Hessisch Oldendorf, obwohl es für den Fachmann ganz leicht zu beantworten sein sollte. Nachdem ihm auf die Sprünge geholfen wird, muss Schulte dann doch lachen. Aber er stimmt zu: Das Sprichwort kommt aus der frühen Fleischherstellung. Schon damals verwertete man Fleischreste, die etwa beim Formen von Schnitzeln oder Steaks entstanden, indem man sie zerkleinerte, würzte und zu einer Wurst presste. Auf die Frage „Wo kommt das hin?“ antwortete der Fleischer also immer mit: „In die Wurst!“ Daraufhin entwickelte sich die „Wurst“ zu einem Synonym von „egal“, da die unwichtigen Teile in die Wurst wanderten.
Dass sich gegenüber der Wurst daher auch viel Skepsis entwickelte, ist verständlich. Schließlich ist die Resterampe der Fleischindustrie nicht gerade ihr Vorzeigeprodukt schlechthin.
Dass Würste zwar lecker sind, ihr Inhalt aber undurchsichtig ist, belegt auch der Ausspruch „Gesetze sind wie Würste, man sollte besser nicht dabei sein, wenn sie gemacht werden.“ Dieser Satz wird gern Otto von Bismarck zugeschrieben, geht in Wahrheit aber auf den amerikanischen Dichter John Godfrey Saxe zurück. Erst seit den 1930er Jahren wird es mit Bismarck in Verbindung gebracht. Gleiches gilt für folgende Lebensweisheit Saxes: „Je weniger die Leute wissen, wie Würste und Gesetze gemacht werden, desto besser schlafen sie!“ Ob man den Tatsachen nun ins Auge blickt oder nicht – der Wurstliebhaber wird sich ohnehin sagen: Was drin ist, ist mir wurst. red
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