Sterbehilfe ist in Deutschland strafbar und – wegen der Tötung „lebensunwerten“ Lebens durch die Nazis – auch ein Tabuthema. Zusätzliche Aktualität erhält „Hin und weg“ noch durch die „Icebucket Challenge“, mit der Prominente seit Wochen Aufmerksamkeit für die kaum bekannte Krankheit ALS wecken wollen. Regisseur Christian Zübert bemüht sich zunächst, die Brisanz aus den anklingenden Themen zu nehmen und Pathos und Rührseligkeit zu vermeiden.
Beiläufig lässt er die Krankheit und ihre Folgen einfließen, die Hauptdarsteller Florian David Fitz fast schon unterspielt. Der Film konzentriert sich auf den Umgang der Freunde mit der schockierenden Nachricht, ihrem Unverständnis, aber auch dem Versuch, eine Haltung zu Hannes’ rigoroser Entscheidung zu beziehen. Dabei gelingen Zübert immer wieder anrührende Szenen, die den Wert der Freundschaft unterstreichen, Betroffenheit, aber auch Melancholie transportieren. Der Regisseur kann sich auf das intensive Zusammenspiel seiner Darsteller verlassen. Zübert hat auch das große Publikum im Visier, seine Tragikomödie soll nicht nur sensibilisieren, sondern auch unterhalten. Angesichts des Todes wird das Leben noch einmal gefeiert, so der Zweck der Aufgaben, der sich jedes Gruppenmitglied stellen muss. Doch Albernheiten wie Jürgen Vogel in Frauenkleidern oder der Besuch eines Swingerclubs torpedieren diese Absicht und hinterlassen einen schalen Beigeschmack. So wirft „Hin und weg“ den Zuschauer in ein Wechselbad der Gefühle. Die beabsichtigte Rührung bleibt aus.
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