LANGENFELD. Drachen und Goldschätze sind in der Schillat-Höhle natürlich noch nicht aufgetaucht. Trotzdem hat der Abenteurer und Dokumentarfilmer Tim von Lindenau die Höhle bei Langenfeld als Drehort für den Auftakt einer Youtube-Dokumentation über die Nibelungensage ausgewählt. Im Sommer war er mit seiner Kamera vor Ort – nun ist der Eröffnungsteil seiner Doku online.
Ab dem Frühjahr sollen sechs weitere Teile nach und nach folgen.
Die vor 26 Jahren von Hartmut Brehpohl entdeckte Tropfsteinhöhle ist mittlerweile ein über die Region hinaus bekannter Ausflugsort. Bei Führungen können die Besucher beispielsweise etwas über die geologischen Phänomene erfahren, die sie entstehen ließen. Lindenaus Dokumentation macht Filmaufnahmen aus der Schillat-Höhle nun einem relativ großen Publikum zugänglich – allerdings in einem ungewöhnlichen Kontext. Für Lindenau war sie zunächst mehr als eine filmisch wirksame Kulisse: Zunächst habe er vermutet, dass sie wirklich der Ort sein könne, an den der mittelalterliche Autor der ursprünglichen Nibelungensage dachte, als er von der Bezwingung des Drachens durch den Recken Siegfried erzählte.
Anhand der Originalquellen könne er herleiten, dass sich die Geschichte im Süntel, in der nördlichsten Tropfsteinhöhle Deutschlands abgespielt haben soll. Mittlerweile glaube er aber, dass eine benachbarte, etwa drei Kilometer entfernte Höhle gemeint sei, erzählt Lindenau.
Bei der Nibelungensage handelt es sich vor allem um eine fiktive Geschichte. Wie auch viele andere Sagen lässt sie aber Schlüsse auf reale historische Begebenheiten zur Zeit ihrer Entstehung zu. Wie weitreichend die Schlüsse sind, die aus einer literaturhistorischen Analyse der ursprünglichen Quelle gezogen werden können, darüber gibt es noch immer Diskussionen in der Forschung.
Neben Wissenschaftlern begeben sich auch immer wieder Leute hobbymäßig auf die Suche nach den Ursprüngen der Sage – manche tauchen sogar im Rhein nach dem Nibelungengold, dessen Existenz aus Forschungssicht aber angezweifelt wird.
Zu den Rhein-Tauchern gehört Lindenau nicht. Trotzdem vermutet er mehr Wahrheitsgehalt hinter der Geschichte als die meisten Forscher ihr zugestehen mögen. In seiner Dokumentationsreihe „Dem Nibelungen-Schatz auf der Spur“ sucht er unter anderem nach historischen Hintergründen der Sage, versucht anhand von Forschungsergebnissen herauszufinden, für welches Volk die Nibelungen wirklich stehen könnten und ob es wirklich einen Nibelungenschatz gibt.
„In der Forschung wird immer viel übergangen, weil man sagt, das sei Humbug“, meint Lindenau. „Ich will aber offen an die Dinge herangehen“. Er selbst sieht sich nicht weniger als Forscher, sondern eher als Abenteurer und Entdecker, der den Zuschauern verborgene Orte nahebringt.
Die Schillat-Höhle ist nicht der erste geheimnisvolle Ort, an den Lindenau seine Zuschauer entführt. Schon seit 16 Jahren ist er unterwegs, um „Lost Places“ auszukundschaften, „Orte, die der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind, aber im öffentlichen Interesse liegen.“ Zwar laufen die Filme nicht im Fernsehen, jedoch erreicht Lindenau mit seinem Youtube-Kanal eine recht große Menge von Abonnenten – derzeit sind es etwa 44 000 an der Zahl. Insgesamt haben Lindenaus Videos über sieben Millionen Zugriffe.
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