HESSISCH OLDENDORF. Ein loses Mundwerk ist das Markenzeichen von Werner Momsen. Wie könnte es auch anders sein, schließlich gilt er als die bekannteste Klappmaul-Puppe Norddeutschlands und genießt mittlerweile Kultstatus. Oder sollte man besser sagen, der flotte Zungenschlag stammt von Puppenspieler Detlef Wutschik?
Egal – hauptsache der Abend im Kultourismus-Zentrum der Baxmann-Stadt war unterhaltsam. Und in dieser Hinsicht gibt es nur eine Antwort: Mit dem Engagement von Werner Momsen und seinem Programm „Abenteuer Urlaub“ ist dem Culturverein Hessisch Oldendorf in seinem 25. Jubiläumsjahr ein Volltreffer gelungen. Die Lachfältchen der Gäste wurden definitiv tiefer, die Durchblutung der Hände durch den aufbrausenden Applaus mächtig angeregt und die Freudentränen flossen in Strömen.
Und das alles lag sicher nicht nur daran, dass das Publikum in der „vollen Hütte“ mittlerweile einen Livekultur-Entzug verspürt. Ausgehungert sei auch Lisbeth, die bessere Hälfte von Werner, wie dieser erzählt. Dass sie eine Auszeit vom Alltag braucht, kann er eigentlich gar nicht nachvollziehen, schließlich habe man doch gerade erst zwei Jahre drinnen im Dauerkontakt verbracht und nun soll man sich schon wieder im Urlaub auf der Pelle hocken? Und wohin soll die Reise eigentlich gehen?
Zur Vorbereitung auf den Start in den Urlaub wurde früher der VW-Käfer schon Wochen vor der Fahrt über den Brenner probegepackt, heute schnappen sich Werner und Lisbeth ihre Hackenporsche, um die Flut von Reisekatalogen erst einmal nach Hause zu verfrachten. Mittlerweile ist Werner Meister darin, zwischen den Zeilen der Reisekatalogsprache zu lesen. Ähnlich wie bei einer Fremdsprache hat er gelernt, die wahre Bedeutung der wichtigsten Katalog-Vokabeln zu erkennen. Sein Urlaub soll schließlich nicht an ausgenudelten Betten und kratzigen Handtüchern scheitern. Und auch Zelten scheint keine Alternative, schließlich hat er nicht mehr „Grappen im Kopf und Ravioli im Motorraum.“
Stand früher „Land und Leutinnen kennenlernen“ im Fokus seines Urlaubs, muss Momsen heute feststellen, dass Lisbeth zwei Drittel des Zweimann-Zelts einnehmen würde, während er mit der ganzen Rödelei wie Reißverschluss zu und Licht aus beschäftigt wäre, denn Emanzipation hört bei den Mücken auf, auch das ist eine Urlaubserfahrung à la Momsen. Für den Garaus von schlafraubenden Mücken und anderem Krabbelgetier ist grundsätzlich Werner zuständig. Aber auch Alternativen zum Mückenmorden wie Waldbaden mit Borkenkäfer-Familienaufstellung oder Kreuzfahrten mit Stracciatella-Handtuch auf dem Sonnendeck verursachen bei Werner kein Fernweh. Wenn er ganz tief in sich hineinhört, um sein wahres Urlaubs-Traumziel zu ergründen, dann pfeift er auf all den überfrachteten Urlaubsluxus und sehnt sich eigentlich nach Italien, seinem ersten gemeinsamen Reiseziel mit Lisbeth, und nach ihrer Freiluftunterkunft auf dem „flachen Dache“ mit Blick von der Isomatte auf den Stromboli.
Bleibt zu hoffen, dass der Wettergott nicht gerade die unzähligen Urlaubsbilder in den vielen Clouds sortiert und sich das negativ aufs Wetter ausübt…
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