HESSISCH OLDENDORF. Jetzt ist es offiziell: Hessisch Oldendorf darf sich ab sofort als „Fairtrade-Stadt“ bezeichnen.
Fairer Handel hat seine exotische Nische längst hinter sich gelassen. In Hessisch Oldendorf spielen Handballer des VfL mit Fairtrade-Bällen und in Kirchengemeinden, Vereinen, Bistros, im Rathaus und im Stadthaus werden Getränke aus fairem Handel ausgeschenkt. Seit Jahren sind in allen Lebensmittelmärkten im Stadtgebiet Produkte mit dem Fairtrade-Siegel erhältlich. „Rewe brachte schon vor fast 30 Jahren fair gehandelten Kaffee in die Regale. Tee, Schokolade und Süßwaren folgten“, erzählt Dennis Dorkowski, Geschäftsführender Gesellschafter des Rewe-Marktes und fährt fort: „Wir vertreiben diese Produkte, um Bauern und Arbeiter zu unterstützen und ein Stück Verantwortung zu übernehmen – sozial, ökonomisch wie auch ökologisch.“
„Von Obst und Blumen über leckeren Kaffee in unserem Bistro bis hin zur süßen Schokolade handeln wir in unserem Edeka Ladage fair“, erklärt Marktleiterin Melanie Mohr und betont: „Wir finden, wenn es um nachhaltigen, fairen, genussvollen Konsum geht, dann beginnt die Verantwortung schon bei der Erzeugung. Wenn wir unseren Kunden diese Produkte anbieten, leisten wir einen kleinen, wichtigen Beitrag für eine bessere Welt.“
Faires Handeln führte am Dienstag zu einer musikalisch furios von der Rintelner Trommelgruppe Epba eingerahmten Feierstunde im Kultourismusforum. „Heute ist ein großer Tag“, kündigt Moderator Tarik Oenelcin an. Hessisch Oldendorf feiere die Zertifizierung als „Fairtrade Town“ – „ein positives Zeichen in einer häufig unfairen Welt.“ Und Hessisch Oldendorfs Bürgermeister Harald Krüger ergänzt: „Jeder kann einen Beitrag leisten – ich hoffe, dass wir weitere Partner finden, die das leben.“ Es gehe um Gerechtigkeit, nicht um Almosen, betont Waltraut Brümmer. Die Sprecherin der Steuerungsgruppe blickt auf den Ratsbeschluss von 2018 zur Teilnahme an der Kampagne von TransFair und die für die Zertifizierung zu erfüllenden Kriterien zurück. Dabei erinnert sie an den langen Weg der Fairtrade-Vernetzung von Verwaltung, Vereinen, Schulen, Kirchengemeinden und Geschäften.
„Hier ist ein gewaltiges Engagement für den fairen Handel vorzufinden, ich bin beeindruckt“, so Fairtrade-Ehrenbotschafter Manfred Holz und ergänzt: „Kaufen – möglichst bio-fair-regional und saisonal – ist nicht nur ein wirtschaftlicher Akt, sondern auch immer eine ethische Haltung!“
Weltweit sei Deutschland der dynamischste Fairtrade-Markt, Fairtrade also eine Bewegung in Bewegung. Mit der Urkunde, die Holz an Waltraut Brümmer stellvertretend für die Steuerungsgruppe überreicht, wird Hessisch Oldendorf 770. Fairtrade Town in Deutschland, Nummer 55 in Niedersachsen. Der Titel verpflichtet die Stadt, fairen Handel auf kommunaler Ebene zu fördern. Nach zwei Jahren muss sie sich erneut bewerben und aufzeigen, dass sie die erforderlichen Voraussetzungen erfüllt.
In der Kernstadt hat Fairtrade durchaus schon eine längere Geschichte: Vor genau 40 Jahren wurde der Eine-Welt-Laden auf dem Kirchplatz gegründet. „Mit meiner ehrenamtlichen Tätigkeit im Laden kann ich mich für benachteiligte Menschen an vielen Orten der Welt einsetzen – für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen“, erklärt Mitarbeiterin Daniela Firschke. Die Fischbeckerin, berufstätige Mutter zweier Töchter ist selbst auch Kundin im Laden: „Unser kräftiger Bio-Espresso schmeckt mir richtig gut und bei jeder Tasse weiß ich, dass ich damit auch Gutes bewirke.“