HESSISCH OLDENDORF / FUHLEN / TÜNDERN / HAMELN-PYRMONT. Während im Weserbergland die Getreideernte auf Touren gekommen ist und auch bereits mehrere Grasschnitte erfolgen konnten, stehen in Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz Landwirte mit ihren Familien buchstäblich vor dem Nichts.
„Wir dürfen ernten, dort gibt es nichts mehr zu ernten“, sagt Hameln-Pyrmonts Kreislandwirt Karl-Friedrich Meyer. Das Unwetter hat viele Menschenleben gefordert. Die Überlebenden brauchen Hilfe für sich und für ihre Tiere, für die sie kein Futter haben. Überall in Deutschland helfen jetzt Berufskollegen. Und dann dies: An der Weser in Hessisch Oldendorf rollten Rowdys mit Gegröle Heuballen in die Weser.
Bernd Struckmann aus Fuhlen war auf der anderen Weserseite auf Fuchsansitz und konnte den Lärm hören, das Treiben verfolgen. „Zunächst am Informationspunkt und an der ehemaligen Entladerampe, später weiter in Richtung Oldendorfer Teiche“ zog sich der Tross. „Immer lauter und wilder“, beschreibt er. Am nächsten Tag wird deutlich, was getrieben worden ist: Ballen sind von der Wiese in den Fluss gerollt worden. Und dort liegen diese noch heute. Für den Besitzer gibt es kaum eine Chance, das Gepresste wieder an Land zu holen. Seinen Verlust kann er sicher verschmerzen, andere suchen anderswo in Deutschland händeringend nach Futter für ihre Pferde, Paarhufer und Kleintiere.
Viele landwirtschaftliche Betriebe sind von den Zerstörungen durch die Flut betroffen. Ihre Gebäude und Maschinen sind beschädigt, sogar manchmal unbrauchbar geworden. Weiden sind überschwemmt und erntereife Getreidebestände vernichtet. Die Solidarität unter den Landwirten ist groß. Es werden mehrere digitale Plattformen eingerichtet und Hilfsangebote und Hilfesuche koordiniert. Stroh, Heu und Grassilage werden dringend in den Überschwemmungsgebieten gebraucht. Kreislandwirt Meyer aus Tündern freut sich, dass heimische Landwirte mit Futtermittelspenden helfen. „Wichtig ist die Koordination. Für diese sorgen verschiedene bäuerliche Organisationen wie Landvolk-Landesverbände oder Maschinenringe in Absprache mit Ansprechpartnern vor Ort.“
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