BENSEN. Hört man den Namen Blacky, denkt man an ein Tier mit pechschwarzem Fell oder Gefieder. In diesem Fall ist es anders. Blackys Eltern sind schwarz, ihr Nachwuchs ist weiß. Die Eltern haben dunkle Augen, Blacky blickt mit roten Augen in die Welt. Die Rede ist von Blacky, der weißen Drossel, die am Ortsrand des Sünteldorfes durch Gärten hüpft und derzeit alle Aufmerksamkeit auf sich zieht. Die kleine Schwarzdrossel oder Amsel aus der Familie Turdidae ist ein Albino. Zu erkennen ist dies an eben diesem weißen Federkleid und den roten Augen.
„Nach einem Wasserschaden in unserem Keller stapelten sich diverse Dinge in unserem Carport. Als es ans Aufräumen ging, hörte ich plötzlich ein zartes Piepen“, erzählt der Bensener, der nicht genannt werden möchte. Die Arbeit wurde sofort eingestellt. Der kleine Gast und seine Eltern sollten keineswegs gestört werden. Emsig sind die beiden alten Drosseln dabei, Futter zu sammeln, um dem Nachwuchs etwas in den Schnabel stecken zu können. Erst im Carport, dann im Garten der Gastfamilie. Und die wie auch die Nachbarn wahren einen respektvollen Abstand zur Vogelfamilie.
Blacky ist übrigens ein Einzelkind. Geschlüpft aus einem Ei, das Mutter Amsel in eines von vier Nestern auf einem Balken unter dem Dach im Carport gelegt und mit Vater Schwarzdrossel ausgebrütet hat. „Es sind nicht jedes Jahr alle vier Nester belegt“, erklärt der Hauseigentümer. Ob die Amsel nur ein Ei gelegt hat, weiß er nicht. Die Weibchen der Vögel mit den relativ langen Beinen und den großen Augen legen normalerweise vier bis fünf Eier. Jetzt, da das Elternpaar draußen im Garten nach Futter für den kleinen Sonderling sucht, hoffen die Bensener, die Blacky kennen, „dass es regnet, damit die Vögel einfacher die Würmer aus dem Grasboden ziehen können“. Drosseln ernähren sich von Beeren und Obst, wenn dieses zur Verfügung steht, auf dem Speisezettel stehen aber auch Insekten und Würmer.
Albinos kommen so gut wie bei allen Tierarten vor. Albinismus gibt es auch bei Menschen. Es ist stets ein Gendefekt, der die Pigmentbildung stört. In der Vererbung ist Albinismus rezessiv. Das heißt im Falle von Blacky, dass die Genmutation sowohl auf den Chromosomen der Mutter als auch beim Vogelvater angelegt sein muss. Würde Blacky es schaffen, selbst Nachwuchs zu bekommen, ist nicht gesagt, dass dieser wie er weißes Gefieder haben wird. Meist ist es unwahrscheinlich, dass Albinos wie Blacky in der Tierwelt in freier Wildbahn lange überleben. Sie leben gefährlich, da sie von Fressfeinden schneller entdeckt werden als Tiere mit Fell oder Gefieder, das diese weniger auffallen lässt. Die Bensener, die Blacky beobachten, sorgen sich um ihn, da er noch mehr auf dem Boden hüpft als sich fliegend fortbewegt „und es hier in der Umgebung viele Katzen gibt“. Auch für Greifvögel und andere Feinde aus der Luft ist der Albino eine leichte Beute.
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