HAMELN. Er ist der wohl bekannteste Russe in Deutschland, unermüdlich darin, sich und uns Russland, Deutschland, das Leben zu erklären. Dabei wirkt er meistens ein bisschen so, als wäre er gerade einem Schelmenroman entstiegen. Am Donnerstag, 23. Juni, kommt Wladimir Kaminer im Rahmen des Hamelner Forums der VHS in die Sumpfblume.
Wladimir Kaminer hat Deutschland auf zahllosen Reisen bis in den letzten Winkel erkundet. Doch plötzlich erkannte er Land und Leute kaum wieder – der schön geordnete Alltag stand in der Pandemie plötzlich kopf. Statt das Verrückte im normalen Leben zu entdecken, beobachtete er nun eine Normalität, in der alles verrückt ist: Weihnachten ohne Märkte, Kreuzfahrten ohne Landgang und Pfeile am Boden, die den Weg durch eine veränderte Welt weisen sollten. Im aktuellen Buch „Die Wellenreiter“ geht es mit Kaminer als Reisebegleiter durch dieses neue seltsame Deutschland.
Wladimir Kaminer wurde 1967 in Moskau geboren. Er absolvierte eine Ausbildung zum Toningenieur und studierte Dramaturgie am Moskauer Theaterinstitut. Seit 1990 lebt er in Berlin und wollte auch schon mal Regierender Bürgermeister der Hauptstadt werden. Er veröffentlicht regelmäßig Texte in verschiedenen Zeitschriften und Zeitungen – so auch in dieser – und organisiert Veranstaltungen wie seine mittlerweile international berühmte „Russendisko“. Mit der gleichnamigen Erzählsammlung sowie zahlreichen weiteren Büchern avancierte er zum literarischen Star.
Als in diesem Jahr der russische Präsident Wladimir Putin die Ukraine überfallen ließ, waren Kaminers klare Statements auch dazu in den Medien gefragt. Ob ihn denn nicht die Last der Verantwortung drücke, immer wieder den Deutschen den Russen erklären zu müssen, wurde Kaminer kürzlich von der „taz“ gefragt. Dessen sei er sich bewusst, antwortete Kaminer: „Aber gut: besser ich erkläre das als diese bezahlten Lügner von den russischen Staatsmedien.“
Termin: Wladimir Kaminer: „Die Wellenreiter“, Donnerstag, 23. Juni, 19 Uhr, Sumpfblume.
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