Der Faschismus hinterlässt auch in der damaligen Kabarett-Szene Deutschlands tiefe Wunden. Fast alle Kabaretts müssen seinerzeit aus politischen Gründen schließen. Aber in Berlin leistet „Die Katakombe“ unter ihrem Gründer Werner Finck spitzfindigen Widerstand, obwohl ständig die Internierung droht. Andere wiederum, wie zum Beispiel Erika Mann, gründen im benachbarten Ausland deutschsprachige Kabaretts, die die Verhältnisse in Deutschland auf die Schippe nehmen. Auch sie müssen vorsichtig vorgehen, sind ständig in Angst, ausgewiesen zu werden. Deshalb wird in den Kabaretts nicht mit dem Holzhammer gearbeitet, sondern mit feinsten Nadelstichen. Radau präsentiert als Conférencier und Sänger zusammen mit der von Düring dargebotenen und damals verbotenen Musik einen Querschnitt von widerspenstigen, durchaus das Leben gefährdenden Sticheleien gegen den braunen Zeitgeist.
Sie widmen sich mit ihrem Auftritt der Freiheit, sagen zu dürfen, was man will. Die schrecklichen Zeiten, in denen Millionen von Menschen aufgrund ihrer Religion, Lebensweise oder aus politischen Gründen grausam ermordet wurden, scheinen weit weg. Auch jene Zeiten, in denen man für Kritik an Staat und System verfolgt, verhaftet und umgebracht wurde. Kabarett ist Gesellschaftskritik und freie Meinungsäußerung in Kunstform. Im Rahmen des politischkulturellen Abends wird deutlich, dass die Freiheit der Menschen kein Luxus, sondern unverzichtbar ist.
Termin: Radau und Düring kommen nach Hameln und treten am Samstag, 17. September, um 19 Uhr in der Elisabeth-Selbert-Schule am Münsterkirchhof auf. Der Eintritt ist frei.
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