In meinem Alltag begegne ich ständig neuen, spannenden oder auch berührenden Geschichten. In jeder dieser neuen Geschichten finde ich aber immer wieder die eine, alte Geschichte – die Geschichte vom Zündholz und der Kerze.
Es kam der Tag, da sagte das Zündholz zur Kerze: „Ich habe den Auftrag, dich anzuzünden.“ „O nein“, erschrak die Kerze, „nur das nicht. Wenn ich brenne, sind meine Tage gezählt. Niemand wird mehr meine Schönheit bewundern.“ „Willst du denn ein Leben lang kalt und hart bleiben, ohne zuvor gelebt zu haben?“, fragte das Zündholz. „Aber brennen tut doch weh und zehrt an meinen Kräften“, flüsterte die Kerze unsicher und ängstlich. „Das ist wahr“, entgegnete das Zündholz. „Aber das ist doch das Geheimnis meiner und deiner Berufung: Wir sind berufen, Licht zu sein. Was ich tun kann, ist wenig. Zünde ich dich aber nicht an, so verpasse ich den Sinn meines Lebens. Ich bin dafür da, Feuer zu entfachen. Du bist eine Kerze. Du sollst für andere leuchten und Wärme schenken. Alles, was du an Schmerz, Leid und Kraft hingibst, wird verwandelt in Licht. Du gehst nicht verloren, wenn du dich verzehrst. Andere werden dein Feuer weitertragen. Nur wenn du dich versagst, wirst du sinnlos dahindarben und schließlich sterben.“ Da spitzte die Kerze ihren Docht und sprach voller Erwartung: „Ich bitte dich, zünde mich an!“
Haben Sie in dieser Geschichte die immer wiederkehrenden Themen meines und auch Ihres Lebens erkannt? Wie will ich leben? Wer sind meine „leuchtenden“ Vorbilder und worin habe ich den Sinn meines Lebens erkannt? Wen habe ich mit Liebe, Lust und Lebensmut „anstecken“ können? Und wer oder was lässt mich „brennen“ und gibt meinem Leben seinen Glanz und Schein? Oder würde ich es eher vorziehen, ein Leben lang kalt und hart zu bleiben? Habe ich Angst davor, zu leuchten? Angst vor der eigenen menschlichen Größe?
So könnte ich Gottes Menschwerdung zu Weihnachten einmal mehr als ganz persönliche Herausforderung verstehen! Frohe, ansteckende und gesegnete Weihnachten!
Das könnte Sie auch interessieren...
Copyright © Deister- und Weserzeitung 2022
Texte und Fotos von dewezet.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.