HAMELN. Längst liebgewordene Tradition, die Spielplanrevue um die verschiedenen, so unterschiedlichen Abonnements und Pakete, wie es heißt, vorzustellen. Als Dankeschön an die Abonnenten, das eigentliche Rückgrat nicht nur der Hamelner Bühne.
Was Wunder, dass Theaterchef Wolfgang Haendeler zusammen mit seiner Dramaturgin Ilka Voß am Mittwochabend ein „Schön, dass Sie da sind“ ins so zahlreich erschienene Publikum strahlten. Es ist ihre Show – und wie schon in den letzten Jahren: Sie sind ein perfekt eingespieltes Team, das informativ unterhält, perfekt aufeinander eingeht und es dennoch versteht, ihre Moderation improvisiert wirken zu lassen.
Ein bisschen Familienfeier des Hamelner Theaters und daran erinnert, dass „Der kleine Horrorladen“ als erstes Pandemie-Opfer – an einem Freitag, den 13. März 2020 – als erste von vielen Aufführungen nicht mehr stattfinden konnten. Und auch „Der kleine Horrorladen“ erneut im Spielplan mit dem Landestheater Detmold und Ewa Noack mit „Irgendwo im Grünen“ begleitet am Flügel von Benjamin Huth – und sympathische Werbung für das Musical, das so erfrischend mit einem kleinen Notensalat begann. Keine leichte Kost: „Dunkle Mächte“ mit Sima Laux als Hanife. Ein Satz, der wehtut: „Das Leben ist eine Ekelprobe.“
Schwerpunkt der Jubiläumssaison – und nicht verpassen: Das Tanzspektakel „Casablanca“ nach dem Kultfilm und natürlich die Gala 70 Jahre Theater Hameln, die von unserer „Hausbühne“, die mit Symphonieorchester, dem Ballett- und Opernensemble und dem Chor aus Detmold anreist. Schon vor 70 Jahren war es das Landestheater Detmold, das mit Mozarts „Zauberflöte“ und Beethovens „Neunter“ die Eröffnung unserer Bühne begleitete.
„Wir können auch Sommer“ – so Ulrike Wahren, die es mit „Around Christmas“ zu einer Art Hamelner Weihnachts-Ikone brachte. Immer wieder auch Lyrik – und diesmal Erich Kästners „Große Zeiten“ von denen ein Karl Kraus einmal sagte: „Ich kannte sie, als sie noch ganz klein waren.“ Dann Georg Kreislers „Frau Schmidt“, die „niemals anders ist, als Frau Schmidt“ – und einfach sensationell Edith Piafs „Padam padam“. Das ist Gänsehaut und zum Heulen ergreifend. Und hätte sie ein kleines Schwarzes angehabt und sich am Mikrofonständer festgehalten: Man hätte schwören können, dass er wieder da war, der „Spatz von Paris“.
Neben so Vielem, was in den Abo-Reihen vorgestellt wurde, auch ein Ausschnitt aus „Judas“ mit Martin Schwartengräber als Titelfigur - und die so ganz anders, als er von uns erinnert wird. Einer der sich erklären will – und keine Erklärung findet. Immer wieder neu ansetzt, abbricht. Eine Figur, die einen neugierig macht. Und ein brillanter Schauspieler.
Grande Finale – wenn auch ohne Charlotte Heinke und ihrem ganz persönlichen Udo-Jürgens-Song: „Aber bitte mit Dame.“ Auch so, mit Peter Frank am Klavier – dazu Sebastian Frank (Schlagzeug) Dirk Lentschat (Trompete), Sebastian Brand (Bass) und Thomas Zander (Saxofon) – mit einem fulminanten Solo bei „Ich bin dafür“ – zuvor schon „Das ehrenwerte Haus“ und als Finale: „Ich war noch niemals in New York“ – und das Publikum miteinbezogen.
Was bleibt – wie Ilka Voß es nannte: dem vermaledeiten Virus ein bisschen trotzig die Stirn zu bieten. Start am Sonntag, 18. September, 12 Uhr mit dem „Theaterfest“.
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