HAMELN. Die Türkisch-Islamische Ditib-Gemeinde ist eine von drei islamischen Glaubensgemeinschaften in Hameln. Am Sonntagnachmittag lud sie anlässlich des „Tages der offenen Moschee“ in ihre Gebetsstätte am Thiewall ein, in die „Fatih Camii“, die Eroberer-Moschee.
Es ist zunächst nur eine Handvoll Gäste, die sich an diesem milden Tag auf dem Hof der Ditib-Gemeinde einfindet, wo die Interessierten von Gemeindemitgliedern freundlich empfangen werden. Die Schuhe werden im Eingangsbereich zurückgelassen, bevor es in die frisch renovierte Gebetsstätte geht. „Gestern und heute“ lautet das diesjährige Motto des Tages der offenen Moschee. „Das passt bei uns gerade gut“, sagt Murat Bas, der Vorsitzende der Gemeinde, die ihren Ursprung im 1974 gegründeten „Türkischen Arbeitnehmerverein“ hat. Die Gemeinschaft habe die Corona-Zeit dazu genutzt, ihre zweigeschossige Gebetsstätte zu sanieren. Das heißt, dass der neugestaltete Innenbereich nun deutlich mehr an die Räumlichkeiten einer „richtigen Moschee“ erinnere, erläutert Bas. Finanziert worden sei die Sanierung durch Spenden der Gemeindemitglieder in Höhe von „einigen Tausend Euro“, umgesetzt worden sei sie in Eigenleistung.
In dem mit einem türkisfarbenen Teppich ausgelegten und mit türkischer Tonkachelkunst (türkisch: Cini) verzierten Gebetsraum, der normalerweise den Männern vorbehalten ist (die Frauen beten im Obergeschoss), gibt Bedrettin Ercik, der neue Imam, der im Juli im Auftrag des türkischen Präsidiums für Religionsangelegenheiten seinen Dienst in der Gemeinde antrat (wir berichteten), Einblicke in den Islam. Gemeindemitglied Suna Baris übersetzt. Dass es eine der fünf Säulen des Islam sei, anzuerkennen, dass es nur einen Gott gebe. Dass es eine weitere Säule des Islams sei, fünf Mal täglich in Richtung Mekka zu beten. Dass der Koran und die Hadithe, also die Überlieferungen von insbesondere des islamischen Propheten Mohammed, den Gläubigen als Handlungsempfehlungen dienten. Und dass Männer und Frauen getrennt voneinander beteten, damit sie sich nicht gegenseitig vom Gebet ablenkten.
Die Themen für die Gebetsstunden gebe der Imam vor, orientiere sich aber auch daran, „was gerade so los“ sei. An diesem Tag sei es darum gegangen, „einen Samen zu pflanzen“. Aussaat und Ernte also. Eine Metapher, die besagen solle: Je mehr Gutes du tust, desto mehr Gutes widerfährt auch dir. Eine Anweisung, die nicht nur anderen Muslimen gegenüber anzuwenden sei, sondern gegenüber allen Menschen, Tieren und der Natur. Schließlich gab Imam Ercik noch eine arabische Rezitation aus dem Koran zum Besten.
Murat Bas, der bei der Kommunalwahl im September im Übrigen für die CDU als erster Hamelner mit türkischen Wurzeln in den Rat der Stadt gewählt wurde, erläuterte die Bedeutung des Tags der offenen Moschee. Die Gemeinde, sagte er, stünde allen Interessierten zwar immer offen, aber dieser Tag sei noch mal als ausdrückliche Einladung und „Zeichen der Transparenz“ zu verstehen. „Jeder ist herzlich eingeladen, sich vor Ort sein eigenes Bild zu machen“, so Bas. Suna Baris ging noch einen Schritt weiter und bot den Besuchern ihre Unterstützung an, falls sie zum Islam konvertieren wollten.
Zum Abschied werden die Gäste mit Gebäck und Süßigkeiten beschenkt, bevor auch schon die nächsten Besucher eintreffen. Eine Einweihungsfeier der sanierten Gebetsstätte solle folgen, kündigt Bas an.
Copyright © Deister- und Weserzeitung 2023
Texte und Fotos von dewezet.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.