Weiterlesen für 20 Cent oder mit Ihrem Digital-Abo
Sie haben bereits ein Digital-Abo der DEWEZET? Dann melden Sie sich hier mit Ihren DEWEZET -Login an und lesen Sie den Text, ohne Ihn bei LaterPay bezahlen zu müssen.
Nach rund dreistündigen Verhandlungen sah es das Gericht als erwiesen an, dass die beiden heute 17- und 21-jährigen Männer ihr Opfer über einen Zeitraum von zwei Wochen misshandelt haben. Die Ermittlungen gegen zwei weitere mutmaßliche Täter waren im Vorfeld der Verhandlung eingestellt worden, der Aufenthaltsort des fünften Angeklagten ist seit seiner Haftentlassung unbekannt. „Vermutlich ist er in seiner lettischen Heimat untergetaucht“, berichtet Gerichtssprecherin Sabine Quak, „der junge Mann ist aber zur Fahndung ausgeschrieben und wird im Falle einer Einreise in die Bundesrepublik festgenommen.“
„Die Taten wurden begangen, um Macht zu demonstrieren“, stellte Richter Jochen Fiebrandt am Montagvormittag fest. Der schwächste und zugleich jüngste in der Gruppe sei ein „Zeitvertreib“ seiner Peiniger gewesen, Rangstreitigkeiten in der Gruppe seien an ihm ausgetragen worden. „Das ist eine menschliche Schweinerei sondergleichen“, mahnte Fiebrandt die Angeklagten – die sich zudem „glücklich schätzen“ könnten, „hier vor einem Jugendschöffengericht zu sitzen statt wegen Totschlags oder Mordes vor der Jugendkammer Hannover“. Werfe man einen Blick auf die Schwere der Taten, hätten diese nämlich auch schnell einen anderen Ausgang nehmen können.
Der Hauptangeklagte Ismet C. und sein Mittäter Bruno S. zeigten sich bis auf wenige Einschränkungen geständig, eine ausführliche Schilderung der Vorfälle blieb dem Opfer somit erspart. Gegen das angesetzte Strafmaß legte dann auch keiner der Anwesenden Einspruch ein: In fünf Fällen verurteilte das Amtsgericht Hameln den 17-jährigen Haupttäter wegen gefährlicher Körperverletzung, Nötigung und räuberischer Erpressung zu einer Jugendstrafe von vier Jahren. Die Strafe für den 21-jährigen Letten Bruno S. wegen gefährlicher Körperverletzung und Nötigung beläuft sich auf drei Jahre. In beiden Fällen wurden frühere Verurteilungen in das Strafmaß miteinbezogen, sodass das Gericht die Strafen für die beiden Verurteilten um neun beziehungsweise sechs Monate aufstockte.
Zur Tatzeit war Ismet C. 16 Jahre alt, Bruno S. war heranwachsend. Angesichts der bei beiden Tätern festgestellten Reifeverzögerung sei das Strafmaß „schuldangemessen und auch eine erzieherische Maßnahme“, kommentierte die Verteidigung: Der Hauptangeklagte C. bereue die Tat, in den letzten Monaten sei er nicht nur älter, sondern auch reifer geworden. „Er macht eine Sozialtherapie, die Wirkung zeigt, versucht, seinen Hauptschulabschluss zu machen“ – das alles mache Hoffnung darauf, dass der junge Mann nicht seine komplette Zukunft hinter Gittern verbringen werde.
Copyright © Deister- und Weserzeitung 2019
Texte und Fotos von dewezet.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.