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100 Jahre Stadtbücherei, für die Oberbürgermeisterin Anlass, ein besonders interessantes Dokument zu präsentieren. Das vergilbte allererste Nutzerverzeichnis wies für den ersten Ausleihtag, den 3. Februar 1914, genau 29 Hamelner Bürger aus, die sich 32 Bücher ausliehen. Lippmann: „Zwei Wochen später waren es schon 80, die sich 100 Bücher ausliehen, nach einem Monat 1000 Bürger – der Anfang einer Erfolgsgeschichte. Heute sind es rund 30 000 ausgeliehene Medien pro Monat.“ Lippmanns Fazit: „Lesen schafft gerade heute im Informations-Dschungel Orientierung und ermöglicht Bildung und Kompetenz.“
Dass die vonnöten sei, unterstrich auch Lösekrug-Möller mit dem Hinweis auf derzeit deutschlandweit rund sechs Millionen „funktionale Analphabeten“. Die Staatssekretärin und SPD-Unterbezirksvorsitzende beschwor den „Duft der Bücher“ und regte an, vom Charakter einer „freiwilligen Leistung der Kommune“ hin zu einer „Kultur des kulturellen Angebotes als Pflichtaufgabe“ zu kommen. Die SPD-Politikerin warnte: „Sonst sägen wir den Ast ab, auf dem wir sitzen.“
Essen vertreibe den Hunger, Lesen vertreibe die Dummheit, sagte Lösekrug-Möller. Mit rund 120 000 Medien sei auch die momentan von Bernd Greten geleitete Hamelner Stadtbücherei im Konzert der niedersächsischen Lese-Einrichtungen sehr gut aufgestellt, lobte Annette Schwandner vom Wissenschaftsministerium und wies auf die rasante Entwicklung digitaler Medien hin – eine große Herausforderung für die Bibliotheken.
Neben dem Hohelied auf den unbestreitbar vielfältigen Wert des Lesens nahmen die Gratulanten aber auch deren Gefährdung durch die kommunale Rotstiftpolitik ins Visier. Lobbyarbeit, wie die der von Bernd Bruns geführten Bibliotheksgesellschaft, sei deshalb unverzichtbar, so Lösekrug-Möller. Sie wünschte „immer genug Geld unterm Kiel“. Nur so, ergänzte Lippmann, sei die Sicherung des Hamelner kulturellen Dreiklangs von Museum, Theater und Stadtbücher auch künftig zu gewährleisten.
Dem Motto der Pyrmonter Theater Companie, für die Jörg Schade, Olga Chirita und die im achten Monat schwangere Christiane Schooner Sketche von Harald Schmidt, Robert Gernhardt und anderen Humoristen präsentierten, mochten sich die Besucher der Festveranstaltung gerne anschließen. Das nämlich lautete: „Bitte verlängern!“
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