HAMELN. Der Zweite Weltkrieg, beendet am 8. Mai 1945, führte auch in Hameln zu Zerstörungen, die die Stadt für immer veränderten. Die Marktkirche und das alte Rathaus lagen vor 75 Jahren in Trümmern. Daran erinnert nun eine Ausstellung im Museum Hameln.
So lange hat wohl selten eine Ausstellung auf ihre Eröffnung gewartet: Schon seit Mitte März ist die Zerstörung von Marktkirche und Rathaus Thema der kleinen Sonderausstellung im Museum Hameln. Sehen konnte das bisher allerdings niemand: Corona kam, das Museum wurde geschlossen. Erst am Dienstag, 12. Mai, dürfen nun zum ersten Mal Besucher Fotos, Texte und Originaldokumente als eine von Dr. Mareike Ahlers konzipierte Ausstellung besichtigen.
Vier Wochen vor Kriegsende, vom 5. bis zum 7. April 1945, stand Hameln unter Beschuss der Alliierten. Vom westlichen Weserufer aus feuerten diese auf die Stadt. Der alle Häuser überragende Turm der Marktkirche bot sich als Ziel für das Artilleriefeuer an. Er wurde in Brand geschossen, löschen konnte niemand. Das Feuer ließ den Kirchturm am 5. April einstürzen. Er fiel auf das Dach des benachbarten Rathauses. Kirche und Rathaus brannten vollständig aus.
Der Hamelner Rat beschloss im Dezember 1945 mit großer Mehrheit, die Rathausruine abzureißen. Wohl auch im Hinblick auf die nur schmale Straße, die an ihr vorbeiführte. Das Landesdenkmalamt in Hannover zog zunächst erhobene Einwände offenbar zurück.
Während das Rathaus also noch im Sommer 1946 – trotz Protesten aus der Bevölkerung – verschwand, wurde in den Ruinen der Marktkirche 1949 eine Notkirche mit Wellblechdach errichtet. Sie beheimatete für fast zehn Jahre die Innenstadtgemeinde. So ist nun im Museum auch das Hochzeitskleid von Brigitte Kozik ausgestellt. 1957 heiratete sie in der schlicht weiß verputzten Kirche Gerhard Pieper, heutiges Vorstandsmitglied des Museumsvereins.
Ein Architektur-Wettbewerb sollte 1950 die Frage beantworten, was mit dem freien Platz in Hamelns Mitte weiter geschehen sollte. Einen damals modernen rechteckigen Flachbau zeichneten Architekten beispielsweise neben das Hochzeitshaus, wie nun im Museum zu sehen ist. Verwirklicht wurde bekanntlich nichts davon.
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Die Marktkirche hingegen wurde ab 1957 aufgrund der Initiative des „Kirchenbauvereins zum Wiederaufbau der Marktkirche“ wiedererrichtet und am Nikolaustag 1959 feierlich eingeweiht.
In der Museumsausstellung wird nun die Geschichte von Marktkirche und Rathaus erzählt: Historische Fotos und Zeichnungen der Gebäude vor der Zerstörung sind zu sehen und vor allem auch ein von der Impuls gGmbH erstelltes Modell der ursprünglichen Trias aus Marktkirche, Rathaus und Hochzeitshaus.
Info: „Versunken in Trümmern. Marktkirche und Rathaus vor 75 Jahren“, Museum Hameln (Osterstraße 8-9), wieder geöffnet ab Dienstag, 12. Mai, dienstags bis sonntags 11 bis 18 Uhr, museum-hameln.de
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