Hameln/Chemnitz. Die Hamelner Hilfsorganisation Interhelp behandelt und betreut in Chemnitz zurzeit mehr als 350 Kriegsflüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und dem Irak. Seit Montagfrüh ist die Notunterkunft auf dem Gelände des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge eingerichtet, die Menschen leben in großen Zelten. Neben Interhelp sind auch Helfer der Organisation mfs International aus Frankfurt im Einsatz. Es werden aber weiterhin Freiwillige gesucht. "Wir benötigen dringend Verstärkung. Mediziner, Rettungssanitäter, Krankenschwestern und Pfleger, Arzthelferinnen und Erzieher, Logistiker und Dolmetscher sollen das Team vor Ort später ablösen", sagt Einsatzleiter Ulrich Behmann. Interessenten sollen sich via Mail bei UBehmann@aol.com melden, es gebe auch eine Aufwandsentschädigung vom Land.
Viele der Menschen in Chemnitz benötigen medizinische Hilfe. "Die meisten leiden an Atemwegserkrankungen", sagt Lehrrettungsassistent Reinhold Klostermann. Viele seien völlig erschöpft und entkräftet von der langen Flucht - und dadurch besonders anfällig für Krankheiten, meint der Interhelp-Teamleiter. Auch das nasskalte Herbstwetter mache den Schutzsuchenden zu schaffen. In einem beheizten Sanitätszelt, das Interhelp auf einem Schotterplatz aufgestellt hat, wurden bereits 149 kranke Frauen, Männer und Kinder untersucht und mit Medikamenten versorgt.
In den beiden Großzelten, in denen jeweils mehr als 150 Menschen unterschiedlicher Nationalitäten untergebracht sind, gibt es keine Privatsphäre, sagt der Hamelner Andreas Engelhardt, der noch vor ein paar Monaten Interhelp-Projekte auf den Philippinen überwacht hat und sich nun um die Kinder im Flüchtlingscamp kümmert. "Die Feldbetten stehen dicht an dicht, es gibt keinen Sichtschutz, Frauen und Männer, Kranke und Gesunde liegen nebeneinander. Das ist nicht schön, aber der augenblicklichen Notsituation geschuldet."
Zurzeit wird in Chemnitz ein drittes Zelt aufgebaut. "Wir gehen davon aus, dass wir am Freitag vom Land Sachsen gebeten werden, den Einsatz in Chemnitz zu verlängern", sagt Gesamteinsatzleiter Michael Görbing von mfs International, der gemeinsam mit dem Interhelp-Vorsitzenden Ulrich Behmann die Hilfsmaßnahmen koordiniert.
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