Adventssamstag kurz nach 16 Uhr. In der Buchhandlung Seifert an der Osterstraße herrscht Hochbetrieb. Während die Kassiererin im Eiltempo die Schlange abarbeitet und vor Hektik weder ein noch aus weiß, hat das ältere Ehepaar im Eingangsbereich die Ruhe weg. Die beiden können sich über die Auswahl der passenden Weihnachtsgrußkarten nicht einigen. Aber sie haben ja noch Zeit. In zwei Stunden ist Ladenschluss.
Weiter geht es durchs Gedränge quer über den Weihnachtsmarkt. Plötzlich Stau, nichts geht mehr. Dann endlich tut sich der Eingangsbereich der Buchhandlung Matthias auf. Auch hier sind die Tische und Regale mit Büchern aller Art dicht umlagert. „Was Leichtes, so zum einfach Weglesen suchen wir“, sagt Christiane Lohmeyer, die zusammen mit ihrem zehnjährigen Sohn Louis die Regale durchschmökert. Gleich gegenüber haben Brigitte Rakers und ihre Kolleginnen alle Hände voll zu tun. „Wer was kauft? Das ist völlig gemischt. Familiengeschichte, Krimis, Biografien, Kochbücher, alles. Es läuft vor allem am heutigen Adventssamstag sehr gut“, berichtet die Angestellte.
Folgt man dem Schild „Kalender“ hinauf in die erste Etage, dann wird es ruhiger. Hier berät Geschäftsleiter Stefan Matthias die Kunden. „Viele haben eine sehr klare Vorstellung davon, was sie haben möchten“, erklärt der 45-Jährige. Bereits im Spätsommer wird das Weihnachtsgeschäft geordert. „Dezember ist dann unser stärkster Monat“, so der Buchhändler. Den Trend schlechthin jedoch gäbe es nicht: Ratgeber, Bildbände, Reiseführer, Kinderbücher, Fachliteratur – alles geht. Die Auswahl ist gigantisch. Matthias zeigt auf einen dicken Wälzer mit Verlagsanzeigen zu Kalendern. Mehr als 5000 verschiedene Ausgaben sind aufgelistet. „Da spiegeln sich die Hoffnungen, Hobbies und Sehnsüchte der Menschen. Nie ist Afrika uns so nah wie im hochwertigen Bildkalender“, schmunzelt Matthias.
Aber trotzdem gibt sie noch, die stillen Schmökerer und Stöberer, die sich von den Auslagen inspirieren lassen. „Stimmt, nicht Kunde sucht Buch, sondern Buch sucht Kunden, auch das gibt’s noch“, sagt der Buchhändler. Bücher zu Weihnachten, das ist für ihn klar, das ist noch immer ein Geschenkerenner.
Eine Buchhandlung ganz anderen Typs findet sich in einer kleinen Passage in der Emmernstraße. Etwas abseits vom Trubel bieten Cornelie von Blum und ihre Mitarbeiter nicht nur Lektüre, sondern auch den einen oder anderen Kaffee an. „Mama, ich will auch ein Buch“, quengelt die vierjährige Svea, und bekommt von ihrer Mama Wiebke Rusch ein dickes Malbuch und einige Stifte in die Hand gedrückt. Die Kleine strahlt.
Auch für Cornelie von Blum ist das Weihnachtsgeschäft die wichtigste Zeit im Jahr. Ihr Auswahlkriterium: „Wir ordern in erster Linie, was uns persönlich gefällt, sicherlich auch die Top Five von der Spiegel-Bestsellerliste, aber vor allem Bücher nach dem Motto klein und fein.“ Ein Ort, um einmal durchzuschnaufen und sich inspirieren zu lassen. Ein ruhiger Hafen im vorweihnachtlichen Shopping-Sturm.
Der tobt in einer Parfümerie gleich gegenüber der Buchhandlung Matthias mit außergewöhnlicher Stärke. Der exotisch betörende und benebelnde Duft raubt einem schon im Eingangsbereich die Sinne. Fotografieren und befragen lassen will sich hier niemand. „Weg mit der Kamera,“ knurrt ein schwarzhaariger junger Mann mit bitterböser Miene und wedelt mit einem Riechstreifen vor seiner Nase hin und her. Kurz nach 17 Uhr setzt die Belegschaft hier zum großen Schlussspurt an.
Während draußen ein Straßenmusikant sein Letztes gibt und sich die Lunge aus dem Körper zu singen scheint, dreht sich in der Parfümerie noch eine knappe Stunde lang alles um Schönheit in jeglichen Variationen. Auch der junge Mann mit den gegelten schwarzen Haaren scheint endlich fündig geworden zu sein. „Pack die Kamera weg“, droht er noch einmal. Was sich wohl für eine spannende Adventsgeschichte dahinter verbergen mag? Doch das bleibt an diesem Tag sein Geheimnis.