Das Haus in der Goethestraße ist ringsum eingerüstet, der Putz ist abgeschlagen. Im Vorgarten stehen große Pakete mit Schilfrohr. Doch soll das Haus kein norddeutsches Reetdach erhalten. Die kompakten Schilfplatten werden zur Wärmedämmung des Hauses an den Außenwänden befestigt. Architekt Falk Lippelt, der in dem 30er Jahre Massivhaus arbeitet und lebt, hat sich nach Abwägung aller Möglichkeiten für den alternativen Baustoff entschieden. „Im Gegensatz zu künstlichen Dämmplatten, die mit viel Aufwand, Energie und Ressourcen hergestellt werden müssen, wird das Schilf nur geschnitten, getrocknet und gepackt. „Während herkömmliche Dämmstoffe teilweise aufwendig entsorgt werden müssen, schicken wir unsere Reste an den Naturschutzbund.“ Dort soll aus dem Schilf ein Insektenhotel gebaut werden. Ansonsten könne man die Reste aber auch kompostieren, sagt Falk Lippelt. Die Dämmwerte des Schilfrohrs liegen etwas unterhalb derer eines konventionellen Dämmstoffes, dies ließe sich aber durch eine Schicht Kalkputz ausgleichen. Preislich unterscheide sich das Schilf kaum von den herkömmlichen Varianten, dafür biete es entscheidende Vorteile: „Anders als zum Beispiel bei geklebten Styroporplatten, kann die Feuchtigkeit bei der Schilfdämmung nach außen abgeführt werden. So kann sich kein Schimmel bilden und die Wände bleiben trocken.“ Neben der ökologischen Komponente sei der Feuchtigkeitsfaktor entscheidend gewesen, um ein möglichst gesundes Wohnumfeld zu schaffen, so Falk Lippelt.
Wer sich die ökologische Schilfdämmung aus der Nähe ansehen möchte, kann zum Tag der offenen Baustelle am Freitag, den 30.07. zum Haus in der Goethestraße 2 kommen. Jeweils um zehn und um 15 Uhr startet eine Führung mit Erklärung durch den Architekten.
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