HAMELN. Nach den „tristen Zeiten der Pandemie“, wie es Theaterchef Wolfgang Haendeler bei der Spielplanvorschau ausdrückte – hat er für die Jubiläumssaison, in der unser Theater seinen 70. Geburtstag feiert, „die Schlagzahl erhöht“. Mit rund 160 Aufführungen – „Robin Hood“, das en suite gespielt wird, mitgezählt – geht das Theater an die Grenzen dessen, was es leisten kann.
Das Jubiläums-Wochenende vom 20. bis 23. Januar 2023 wird mit dem Starensemble des „Scapino Ballett Rotterdam“ in einer Choreografie nach dem Kultfilm „Casablanca“ eröffnet, gefolgt von der Gala „70 Jahre Theater Hameln“, das vom Orchester, sowie dem Opern- und Ballett-Ensemble unserer Hausbühne, dem Landestheater Detmold, gestaltet wird. Vor 70 Jahren war es Mozarts „Die Zauberflöte“ mit der unserer Bühne eröffnet wurde. Abgerundet wird das Jubiläum durch Chaplins Stummfilm „Goldrausch“ der live von der Neuen Philharmonie Frankfurt begleitet wird.
Nach seinem furiosen Ende heißt es jetzt: Die Hamelner Tanztheatertage sind tot – es leben die ersten Theatertage, die unter dem Titel „Familienbande“ firmieren. „Und ‚maßlos‘ als Ziel einer theatralischen Bonbon-Mischung mit einer spannend-fordernden Uraufführung von ‚Licht‘ mit dem Theater Mülheim. Handkes ‚Publikumsbeschimpfung‘ mit Menschen mit Behinderung, die zum Erlebnis werden könnten – wie auch ‚Die Nibelungen‘ mit der Burghofbühne Dinslaken“
Dass auch unsere Klassiker unterhalten können, sollen Goethes eher selten gespieltes Schauspiel für Liebende, „Stella“ beweisen sowie Shakespeares „Hamlet“ mit der „American Drama Group“ in englischer Sprache, die bereits mit „Romeo und Julia“ aber auch „Macbeth“ begeisterten.
Das Landestheater Neuss kommt mit Büchners „Woyzeck als „WhiteBoxX-Produktion“ und die „bühne cipolla“ hat Thomas Manns „Mario und der Zauberer“ auf die Bühne gebracht.
Weil Unterhaltung groß geschrieben wird – auch diesmal das Ohnsorg-Theater mit ihrem Dauerbrenner „Das Hörrohr“ – Quasselstrippe Werner Momsen als „Der Kulturlotse“ als Auswärtsspiel in der Sumpfblume wo auch wieder Jess Jochimsen zu erleben sein wird. Dazu „Tyll“, niemand anders als Tyll Ulenspiegel nach dem Roman von Daniel Kehlmann sowie „Grimm – kein Märchen“ über die Märchen sammelnden Brüder.
Immer aktuell Max Frischs „Biedermann und die Brandstifter“, Daniel Kehlmanns „Die Reise der Verlorenen“ und „Die weiße Rose“ mit den Hamburger Kammerspielen. In „Der Weg zurück“ geht es um die Fragwürdigkeit medizinischer Technik. Turrinis „Der tollste Tag oder Figaros Hochzeit“ kommt mit dem „Neuen Globe Theater, Potsdam“ auf unsere Bühne. „Frühstück bei Tiffany“ mit dem Altonaer Theater – dann „Dunkle Mächte“, das sich mit Verschwörungstheorien auseinandersetzt. Familie Flöz, lange vermisst, kommt mit „Feste“ zurück und auch die bremer shakespeare company wird mit „Love Love Love“ wieder präsent sein.
Zwei Schwergewichte: Sartres „Der Teufel und der liebe Gott“ sowie Ibsens „Peer Gynt“. Eine liebenswerte Komödie: Marivaux‘ „Das Spiel von Liebe und Zufall“. In „Ein deutsches Leben“ geht es um Goebbels Sekretärin Pomsel, die von Brigitte Grothum dargestellt wird.
Von Jahr zu Jahr an Bedeutung gewonnen – das Kinder- und Jugendtheater, das von Ilka Voß vorgestellt wurde. Schon beim Theaterfest am 18. September „Die Abenteurer“ nach Helme Heine, dann als deutsche Erstaufführung „Max und Moritz“, Paul Maars „In einem tiefen dunklen Wald“ und „Der kleine Vampir“.
„Das Gesetz der Schwerkraft“ zu Themen von Transgender, Diversität und Homosexualität, „Das Mädchen Wadjda“ nach dem gleichnamigen Film, „Bei Vollmond spricht man nicht“, „Wutschweiger“, „Serafin und seine Wundermaschine“, „Der Bär, der nicht da war“, „Ein König zu viel“ und nach langer Zeit wieder „Das Gelbe vom Ei“.
Auch im Jubiläumsjahr gibt es wieder Lesungen mit Wolfgang Haendeler und Ilka Voß. Und der mittlerweile Tradition gewordene Jahresrückblick „2022 – war da was? – darf natürlich auch nicht fehlen; diesmal schon am 21. Dezember.
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