Ingrid Stenzel Reporterin COPPENBRÜGGE. Iris Brunotte, Pilzberaterin aus Bessingen, wendet sich mit großer Sorge um einen Pilzbefall der mächtigen Trauerweide an der Burg an das örtliche Rathaus. Der von ihr beobachtete Schwefelporling habe bereits zu fortgeschrittener innerer Fäulnis und verminderter Standfestigkeit des Baumes geführt. Der Zustand der Weide stelle eine Gefährdung der Burgparkbesucher dar, weil der Baum jederzeit umkippen könnte.
Die Fleckenverwaltung beauftragt nach Brunottes Hinweis ein externes Fachunternehmen damit, die Standsicherheit der Weide zu überprüfen.
Der junge Schwefelporling ist ein Hingucker am Stamm. Strahlend gelb bis orange, später bräunlich, mit ausladenden, geschichteten Lamellen. „Wunderschön und eine Delikatesse aus der heißen Pfanne (aber nur, wenn er an einem nicht giftigen Baum gewachsen ist, Anm. Red.)“, schwärmt und warnt Iris Brunotte gleichzeitig. Für den Baum allerdings ist Laetiporus sulphureus ein Parasit mit gravierenden bis tödlichen Folgeschäden. Ein aggressiver Holzzerstörer.
Im Laufe von eher wenigen Jahren lässt er Stämme morsch und hohl und damit windanfällig werden. „Bis der Baum die Standfestigkeit verliert, fällt und damit zur Gefährdung der Öffentlichkeit wird“, ergänzt ihr Mann. Wenn nicht gehandelt werde. Die Stürme im Land würden weder weniger noch schwächer. Und wenn der Pilz, wie aus dem Rathaus verlautet, bereits vor zwei Jahren gesichtet worden sei, bliebe möglicherweise nicht mehr viel Zeit. Weil ja auch die einzelnen Schwefelporlinge nicht entfernt worden seien. Die Sporen also hätten sich völlig ungestört am Stamm verbreiten können.
Auf Nachfrage der Dewezet erklärt Jens-Uwe Schaper, allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters, die seitens der Kommune durchgeführten Pflege- und Sicherungsmaßnahmen sowie Regel-Kontrollintervalle der Weide entsprächen vollumfänglich den Vorgaben der FLL-(Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau-) Baumrichtlinien.
Besondere Berücksichtigung finde insbesondere das geschätzte, hohe Alter der Weide (80), die damit die durchschnittliche Lebensdauer ihrer Gattung von 80 bis 100 Jahren erreicht hat. Altersbedingt biologisch bedingte Schäden und Folgen für die Verkehrssicherheit in der stärker frequentierten Park- und Grünanlage der Burg würden jährlich kontrolliert. 2019 erfolgte die Entfernung von Totholz und ein Rückschnitt durch einen Baumpfleger.
„Dabei wurde festgestellt, dass die Weide innen hohl ist. Was bei alten Weiden jedoch durchaus normal sein kann“, so Schaper. Sicherheitshalber sei daraufhin die Krone damals schon eingekürzt worden, um die Windanfälligkeit herabzusetzen. Im gleichen Jahr wurde der Befall durch den Baumpilz festgestellt.
Seitdem ist nach Schapers Ausführungen das Kontroll-Intervall auf sechs Monate verkürzt worden. Die nächste turnusmäßige Kontrolle steht im Juli 2022 an. Bereits am 15. Juni wird aufgrund des Hinweises von Iris Brunotte die Verkehrssicherheit der Weide durch ein externes, spezialisiertes Fachunternehmen außerturnusmäßig geprüft werden.
Dabei wird auch der Artenschutz im Fokus stehen. Sofern eine artenschutzrechtliche Relevanz vorliegt, sollen nach Schapers Worten Maßnahmen festgelegt werden, „die notwendig sind, um das Habitat zu erhalten, eine Störung der Bewohner zu vermeiden und die Verkehrssicherheit wiederherzustellen“.
Die Brunottes sind beruhigt. „Nicht auszudenken“, meinen beide, „was hier passieren würde, wenn die Weide gefällt werden muss!“ Und da stimmen sie mit den zahlreichen Pfingstbesuchern überein, die das Ensemble von Burg, Fontäne und Weide am Wochenende genossen. „Diese Burg ohne diese bezaubernde Weide wäre wie die Queen ohne Krone“, lächelt eine Besucherin aus Lohnde.
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