Wolfhard F. Truchseß Reporter BUCHHAGEN. „Keiner hatte eine Chance, Überzeugungsarbeit zu leisten.“ Das Urteil der beiden Wirtschaftsmänner Peter Maget und Jürgen Stoffregen über die Podiumsdiskussion mit Bundestagskandidaten aus dem Wahlkreis 46 (Hameln-Pyrmont, Holzminden, Uslar und Bodenfelde) war eindeutig. „Die Zeit war einfach zu knapp.“
Peter Maget (Wortmann) und Jürgen Stoffregen (Wirtschaftsberater und Trainer) sahen die am Mittwoch von der IHK bei der Mittendorf Gastronomie in Buchhagen veranstaltete Podiumsdiskussion entsprechend kritisch. „Die Kandidaten erhielten bei der Komplexität der Themenfelder einfach nicht genug Zeit, vernünftig zu argumentieren.“
Für vier Themenschwerpunkte – Steuern, Fachkräftemangel, Infrastruktur und Bürokratie – hatte der Veranstalter zuvor in einem Positionspapier Forderungen an die potenziellen Kandidaten formuliert, um Michael Vietz (CDU), Johannes Schraps (SPD), Jutta Krellmann (Linke), Ute Michel (Grüne), Klaus-Peter Wennemann (FDP) und Armin Paul Hampel (AfD) auf den Zahn zu fühlen. Bis auf Hampel stellten sich alle Kandidaten den Fragen des Moderators Christian Bebek, seines Zeichens stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Hannover. Hampels Platz allerdings blieb leer. Er stecke in einem Stau, teilte Bebek mit – und blieb dort wohl auch stecken. Hätte er den sechsten Platz auf dem Podium auch noch eingenommen, wäre die Diskussion zeitlich noch weiter aus dem Ruder gelaufen. Denn mehr als jeweils zwei Minuten Zeit ließ Bebek den Diskutanten auf dem Podium nicht, seine durchaus inhaltsschweren Fragen zu beantworten. „Ich habe ja sogar im Bundestag vier Minuten Redezeit“, mokierte sich Jutta Krellmann und versuchte mehrfach, die ihr zugestandene Redezeit zu überziehen. Bei Moderator Bebek biss sie dabei ebenso auf Granit wie Michael Vietz, dem mehrfach eine Möglichkeit zu ausführlicherer Argumentation abgeschnitten wurde. Es waren mehr oder weniger auf das Knappste komprimierte Aussagen zu den Parteiprogrammen der Kandidaten, die sie vor den mehr als 60 Unternehmerinnen und Unternehmern ausbreiten konnten. Auch Nachfragen, wie die von Irmgard Lohmann an Krellmann zur 75-prozentigen Besteuerung von Einkommen oberhalb von einer Million Euro („Wo soll denn dann die Motivation herkommen, mehr zu leisten?“), blieben weitgehend unbeantwortet. „250000 Euro ist doch auch schon ein sehr schöner Verdienst“, lautet die etwas schmallippige Antwort der Linken. Und so jagte denn Bebek die Kandidaten im Schweinsgalopp durch die Themenfelder, hatte am Ende für die „Bürokratie“ gar keine Zeit mehr und auch für das Thema „Infrastruktur“ einschließlich Verkehrsanbindung und Internetausbau nur wenig mehr als zehn Minuten Zeit. Dafür, sich für den einen oder anderen Kandidaten zu entscheiden, wird all das nicht sehr hilfreich gewesen sein.
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