HAMELN. Die CDU-Politiker Jens Spahn und Michael Vietz haben am Mittwoch dem Hamelner Wochenmarkt einen Besuch abgestattet. Zusammen mit dem „Rattenfänger“ Michael Boyer schlenderten sie an den Ständen vorbei, um mit Bürgern in Dialog zu treten.
„Welcome to Hamelin“: Der Rattenfänger begrüßte Jens Spahn in seiner Muttersprache, auf Englisch: „In Zivil“ war Michael Boyer am Mittwoch auf dem Hamelner Wochenmarkt unterwegs und verpasste dem CDU-Politiker, der zusammen mit dem örtlichen CDU-Bundestagskandidaten Michael Vietz das Gespräch mit den Bürgern suchte, auf diese Weise direkt einen Seitenhieb. Der Hintergrund: Spahn hatte sich jüngst noch darüber aufgeregt, in Berliner Kneipen häufig auf Englisch angesprochen zu werden. Er lächelte die Provokation souverän weg und ließ sich nichts anmerken.
Weil die Hamelner Marktordnung Parteiwerbung zwischen den Verkaufsständen verbietet, schlenderte der Finanzpolitiker am Mittwoch mit Vietz und CDU-Kreisgeschäftsführer Walter Klemme ohne Wahlwerbeartikel und Parteilogos über den Rathausplatz. Deshalb erregten die Politiker eher wenig Aufsehen und nur einzelne Bürger suchten den Dialog, obwohl der Besuch über die Medien angekündigt war. Diejenigen, die dann doch noch mit den Abgeordneten ins Gespräch kamen, empörten sich sowohl über landespolitische als auch bundespolitische Themen: Hans-Heinrich Kardinal, der ehemalige Leiter der Albert-Schweizer-Schule, kritisierte eine schlechte Umsetzung der Inklusion an den Schulen, obwohl die Eingliederung behinderter Schüler in den Regelunterricht eigentlich eine gute Sache sei. Aber auch die Aufnahme der abtrünnigen Grünen-Abgeordneten Elke Twesten in die CDU-Fraktion im Landtag verurteilte Kardinal, der vor Jahren selbst CDU-Mitglied war.
Die Hamelnerin Lena Fritz machte ihrem Unmut über gleich mehrere Themen Luft. Die Dieselaffäre, das Missmanagement beim Wehretat und eine vermeintlich mangelhafte Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse, darüber regt sie sich auf.
Sie würden wegen der Marktordnung eher passiv werben und den Leuten vermitteln, dass es dem Land gut gehe, man sich aber anstrengen müsse, damit das auch so bleibt, erklärt Spahn. Die Kandidaten waren in legerer Kleidung unterwegs, Michael Vietz aber mit schwarz-rot-goldenem Anstecker und einem Eisernen Kreuz auf der Jacke. „Ich bin Reservist und stehe zur Bundeswehr“, erklärt er. Deshalb trage er deren Hoheitszeichen. Es seien mehr Investitionen in das Militär notwendig, dafür wolle er sich einsetzen, so Vietz.
Spahn nutzte die Gelegenheit, für die steuerliche Entlastung von Familien und die Abschaffung des Solidaritätsbeitrages zu werben. Nach etwa einer Stunde endete der Marktbesuch der Politiker, die sich für die kommende Wahl optimistisch zeigten. Zwar habe die CDU seit 70 Jahren kein Direktmandat in Hameln gewonnen, Vietz könne es aber dieses Mal schaffen, so Spahn.
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