HOLZMINDEN/AHRTAL. 55 Studierende der HAWK-Fakultät „Bauen und Erhalten“ fuhren zu einem Helfereinsatz ins flutzerstörte Ahrtal. Fast alle Studierenden konnten dank ihrer Handwerksausbildung gleich mithelfen.
In nur kurzer Arbeitszeit im Haus des älteren Ehepaars hatten sie die Wärmedämmung schon wesentlich verbessert. Die Kommilitonen von Lara Geisler berichteten ihr hinterher, die beiden Ahrtalbewohner seien über die freiwillige, handwerkliche Hilfe mehr als dankbar gewesen – und hätten die jungen Leute am liebsten gleich adoptiert. „Nach diesen zwei Tagen waren die Menschen einfach schon so herzlich miteinander verbunden“, so Lara, die im dritten Semester Holzingenieurwesen an der HAWK studiert. „Das ist einfach total schön, niedlich und irgendwie mega ergreifend.“
Dabei hatten die HAWK-Studierenden nur rund vier Arbeitstage im Ahrtal verbracht – doch trotz dieser kurzen Zeit erreichten sie sehr viel, weiß Niklas Krüger, der im fünften Semester ebenfalls Holzingenieurwesen studiert und mit ihr im Fachschaftsrat sitzt. Zusammen mit rund 50 anderen Studierenden hatten sie die Helferfahrt organisiert.
Fast alle der Studierenden haben eine abgeschlossene, handwerkliche Berufsausbildung. Und das führte auch zu der Idee, freiwillige Hilfe in den zerstörten Ortschaften rund um das Ahrtal anzubieten. Darauf seien sie von einem Kommilitonen gebracht worden, erzählt Niklas Krüger, dieser hatte bereits helfende Bekannte im Ahrtal und trug den Gedanken an die Fakultät für Bauen und Erhalten an der HAWK.
Die Gruppe war vielfältig aufgestellt: Viele von ihnen sind Tischlerinnen und Tischler, aber auch Maurer, ein Straßenbahnelektriker, Straßenbauer, ein Soldat und auch ein Rettungssanitäter waren dabei: „Es war sehr bunt gemischt“, so Lara. „Die Finanzierung war auch ein spannender Punkt, denn den Helfenden sollten keine weiteren Kosten entstehen“, erzählt Niklas Krüger. Und so habe die Fakultät einen finanziellen Zuschuss beigesteuert, denn auch ehrenamtliche Arbeit kostet Geld.
Als sie im Ahrtal ankamen, wirkte einiges auf den ersten Blick improvisiert, vieles war aber bereits gut eingespielt: An einem Sammelpunkt organisierte das „Helfershuttle“ jeden Morgen die Einteilung der Arbeitskräfte – und sorgte für den Transport zwischen den Einsatzstellen in den betroffenen Orten und der Unterkunft der Helfenden. Nach kurzer Zeit der Orientierung suchten sich die Studierenden ihre eigenen Aufgaben, packten überall an, wo Hilfe benötigt wurde.
Im Ahrtal selber waren die größeren Straßen zwar schon einigermaßen freigeräumt, aber in den Nebenstraßen noch viel Chaos und Zerstörung vorhanden – der Aufbau habe noch nicht richtig begonnen. „Das Ahrtal wurde auf eine Länge von über 70 Kilometer getroffen, über 9000 Gebäude zerstört“, sagt Niklas. Bei so viel Zerstörung brauche man auch sehr viel Zeit für den Aufbau.
Sie selber habe wie viele andere in ihrem Gewerk nicht direkt arbeiten können, erzählt Lara. Bei einem Projekt habe sie aber sehen können, wie rund 20 Helfende mit dem Studierenden, der Straßenbauerfahrung hatte, in wenigen Tagen ein ganzes Haus von außen verputzt hatten: „Die haben da richtig viel gerissen und es ist dabei eine richtig gute Teamgemeinschaft entstanden.“
Ihre Unterkunft entstand auf einem Sportplatz durch Improvisieren, dort war ein großes Zeltlager entstanden mit Schlafzelten, Sanitäts- und Mensazelt. In letzterem haben sie auch abends zusammengesessen und sich über ihre Erlebnisse ausgetauscht.
Sowohl Lara als auch Niklas hoffen auf eine nächste Tour, die bereits in Planung ist. Jedenfalls haben alle die Fahrt als großen, persönlichen Zugewinn und teambildende Maßnahme verbucht – gerade in einer schwierigen Zeit, wo auch viele Exkursionen nicht mehr stattfinden können.