BODENWERDER. Bei der Laufrunde durch Wald und Wiesen die schniefende Nachbarin getroffen, die die Hand hob und entschuldigend erklärte: „Sind nur Pollen.“ Natürlich ist das „nur“ im Vergleich zu einer Corona-Infektion gemeint; unter einer Pollenallergie zu leiden, ist auch kein Vergnügen. Doch ist Saison für Pollen?
„Es hängt mit der vergleichsweise milden Witterung zusammen“, sagt Hendrik Diepenbrock, Vorsitzender des Bezirks Hameln-Pyrmont/Holzminden beim Landesapothekerverband Niedersachsen e. V. Wetterbedingt können somit Pollen schon frühzeitig im Jahr unterwegs sein. So fliegen zum Beispiel im Januar bereits Pollen der Hasel und Erle durch die Luft. Bald sind auch Pappel, Weide und Ulme dran: Frühblüher wie diese gönnen Allergikern auch im Winter keine Verschnaufpause. Bislang besonders von Heuschnupfen gebeutelt sind laut Daten der Kaufmännischen Krankenkasse Menschen in Ballungsräumen. Doch auch in ländlichen Gebieten leiden immer mehr Menschen unter pollenbedingtem Schnupfen als noch zehn Jahre zuvor.
Die steigende Zahl an Heuschnupfen- und auch Asthma-Patienten habe laut Experten unterschiedliche Ursachen. Eine Erklärung – auch für den deutlichen Anstieg auf dem Land – könne der Klimawandel mit seinen zunehmend milderen Temperaturen sein, der für eine längere Pollenflugsaison sorge. Der Blütenstaub fliege früher und in größeren Mengen.
Eine Pollenallergie äußert sich durch typische Heuschnupfensymptome wie Niesen und Augenjucken. Manche Menschen haben auch grippeähnliche Beschwerden wie Gliederschmerzen, fühlen sich außerdem matt und sind häufig gereizt. Ob es sich tatsächlich um eine Reaktion auf die Pollen handelt, lässt sich im Zweifel mittels eines Haut- und Bluttests bei einem Spezialisten nachweisen. Hautärzte und Allergologen bieten solche Test an. „Wer regelmäßig Beschwerden hat, sollte abklären lassen, gegen was er allergisch ist“, rät Diepenbrock und betont: „Wenn man weiß, dass man eine Allergie gegen Pollen hat, sollte man diese nicht sich selbst überlassen, sondern sie behandeln lassen.“
Wenn man weiß, dass man eine Allergie
gegen Pollen hat, sollte man diese nicht sich selbst überlassen, sondern sie behandeln lassen.
Es bestehe sonst die Gefahr eines Etagenwechsels. Was mit geröteten Augen und Schnupfen beginne, könne zu allergischem Asthma werden, wenn man es nicht richtig behandeln lässt. Apotheker Diepenbrock bietet wie seine Kollegen auch eine breite Palette an rezeptfreien Medikamenten an, die schon leichte Symptome mildern können: Spray, Tabletten, Augentropfen. Schlagen diese Mittel nicht an, sollte man sich mit seinem Arzt besprechen.
Diepenbrocks Tipps für Betroffene: „Fenster geschlossen halten und versuchen, den Pollen aus dem Weg zu gehen.“ Leichter gesagt als getan, denn schließlich will man ja auch mal raus – zum Spaziergang oder zur Joggingrunde durch die Natur. Helfen könnte ein Blick auf die Wettervorhersage: Bei Windstille und regnerischem Wetter, so der Apotheker, bleiben die Pollen meistens am Boden. Wind hingegen verteile sie in der Luft.
Bleibt noch zu klären, ob sich Allergie und Corona-Infektion denn unterscheiden: Bei einer Corona-Infektion sind oftmals Rachen, Nase und Lunge betroffen; bei einer Pollenallergie leiden Betroffene unter juckenden Augen- und Nasenschleimhäuten. Letztlich, so Diepenbrock, sollte man es mit einem Corona-Schnelltest abklären lassen.
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