GRÜNENPLAN. Die Auslandshilfe Grünenplan kümmert sich seit Jahren um arme, kranke, behinderte und verwaiste Kinder in der Ukraine. Die Mitglieder des Vereins sind nun tief besorgt um „ihre“ Kinder, aber auch um die Menschen, die in Lutsk leben. Der Ort steht unter Beschuss.
Der Krieg in der Ukraine macht die Menschen im Kreis Holzminden, vor allem aber die Mitglieder der Auslandshilfe Grünenplan fassungslos, denn der Verein unterhält seit vielen Jahren Patenschaftsprojekte zu derzeit 25 armen, kranken, behinderten oder verwaisten Kindern in der Westukraine. Im Laufe der Jahre sind viele Freundschaften bei den Besuchen in Lutsk entstanden. Bernd Reimann, Vorsitzender des Vereins, war neunmal in der 200 000-Einwohner-Metropole, seine Frau Birgit sechsmal. „Wir haben es nicht glauben wollen, die ganze Sache geht uns sehr nah“, berichten die beiden.
Sie machen sich große Sorgen um „ihre“ Kinder, aber auch um die Menschen, die in Lutsk leben und um Dr. Olena Grybok, die die Verbindungsfrau vor Ort ist. „Wir stehen seit 4 Uhr unter Beschuss. Ich bin auf der Arbeit, mein Mann ist zu Hause. Wir halten durch“, berichtete Reimanns ehemaliges Patenkind Lilja, die als Krankenschwester in Lutsk arbeitet. Ihr Mann Bogdan ist Arzt.
Die Reimanns sind derzeit in heller Aufregung. Wie geht es „ihren“ Kindern, die sie seit vielen Jahren kennen und unterstützen, für die sie eine Patenschaft übernommen oder vermittelt haben? Wie soll es überhaupt mal weitergehen? Was kommt noch alles auf die Menschen in der Ukraine zu?, all die Fragen versuchen die beiden Vorstandsmitglieder fieberhaft zu klären. Der Kontakt zu ihren Verbindungsleuten wird so gut es geht gehalten. Meistens über Whatsapp. So erfuhren die beiden über ihr ehemaliges Patenkind Oleksandra, die beim Katastrophenschutz arbeitet, dass sie von einer Explosion in der Nähe des Militärflughafens geweckt wurde. Ihre Mutter nahm die Kinder, sie selbst sammelte alles Notwendige zusammen. Sie wisse nicht, was sie noch erwartet.
Große Sorgen machen sich die Reimanns auch um ihre Verbindungsfrau, die vor Ort die Kinder besucht und die Spenden verteilt. Die Redaktion hat Dr. Olena Grybok Donnerstag Nachmittag telefonisch in Lutsk erreichen können. Sie berichtete, dass die Menschen derzeit unter Schock stehen, Hamsterkäufe sind an der Tagesordnung, an den Tankstellen ist die Hölle los, es herrsche aber kein Chaos. „In den Morgenstunden haben wir Explosionen gehört. Der Militärflughafen, ein Flugzeugwerk und der Fernsehturm sind getroffen worden. Im Moment ist es aber ruhig“, sagt die 50-Jährige. „Am härtesten trifft der Krieg schon jetzt die Kinder, sie stellen Fragen, haben Angst und sind erschüttert. Die Schule ist ausgefallen.“
Dr. Grybok, die in Deutschland lebt, ist seit zwei Monaten in Lutsk, und eigentlich wollte sie nächste Woche zurückkommen. Aber jetzt weiß sie nicht, wie und wann sie zurückkehren kann. „Ich würde wohl rausgelassen, bis zur polnischen Grenze sind es auch nur 100 Kilometer, aber auch nur 120 Kilometer bis zur belarussischen Grenze“, berichtet sie. Vielmehr Sorgen macht sie sich um ihren Mann Anatoli, ihren Sohn Wanja und um ihre Familie. „Wir sitzen auf gepackten Koffern. Geld, Papiere, Arzneimittel – alles steht bereit. Aber wir wollen erstmal abwarten und haben uns entschlossen, die Ereignisse weiter zu verfolgen. Ich kann auch meine Familie und die Patenkinder nicht im Stich lassen“, berichtet sie. „Wir sind völlig ratlos und wissen nicht, wie wir helfen sollen.“
Zurück nach Grünenplan: Die Reimanns haben sich vorbereitet, für sie steht fest, dass sie ukrainische Flüchtlinge aufnehmen werden. „Wir sind sehr aktiv in der Flüchtlingspolitik und haben uns immer für Menschen in Not engagiert“, erklärt Birgit Leue-Reimann. Vier Jahre hat eine syrische Flüchtlingsfamilie bei ihnen gewohnt. Jetzt steht die Wohnung leer. Geht es nach den Reimanns, nicht mehr lange.
Die Auslandhilfe Grünenplan bittet dringend um Spenden für die Kinder in Lutsk. Folgendes Konto steht bereit: Auslandshilfe Grünenplan e. V., Stichwort: Kinder in der Ukraine, IBAN: DE14 2789 3760 3301 8600 00; BIC: GENODEF1SES.