Eva-Maria Allert Reporterin HEHLEN/WESERBERGLAND. Mit viel Herzblut und Leidenschaft fürs Florale fand die 6. Bonsai-Börse mit knapp 15 Ausstellern aus Bockenem über Lage bis Bremen und etwa 120 Besuchern auch aus Berlin im Landgasthaus Hoffmeister statt. Organisator war der Bonsaiarbeitskreis Weserbergland mit Hermann Wollenhaupt an der Spitze.
Die Mitglieder des Bonsaiarbeitskreises kommen unter anderem aus Holzminden und Hameln. Das japanische Wort „bonsai“ kann deutsch übersetzt werden mit Anpflanzung in der Schale. Baum und etwa eine glasierte Schale würden dabei eine Einheit bilden, sagt der seit 40 Jahren mit Leib und Seele begeisterte Bonsai-Fan Wollenhaupt.
Der 68-Jährige hat nach eigenen Angaben privat 70 Bäume. Darunter sei eine über 80 Jahre alte Lärche, die er seit vier Jahrzehnten pflege. Dazu gehöre das Gießen: „Zweimal pro Tag“, wie Wollenhaupt preisgibt. Überhaupt sei das Wässern eine große Kunst mit Leitungs- oder Regenwasser. Nadelbäume bräuchten weniger Wasser, während Kamelien Feuchtigkeit lieben würden.
Wasser bilde mit dem Gießen und einem Substrat wie Düngemittel (mineralisch oder organisch) sowie Spurenelementen einen Dreiklang. Wichtig ist dazu offensichtlich Geduld. Denn: Die Bonsai-Fans würden in Dimensionen von 20 Jahren denken, wie auf der Börse zu erfahren war. Ein selbst entworfener Plan des Gestalters vom sogenannten Rohling soll laut Wollenhaupt den Weg weisen – nämlich wie der mit Spezialwissen bearbeitete und durchaus schon einmal 800 bis 1000 Jahre alt werdende Baum zukünftig einmal aussehen könnte. Mit kunstvollen Schnitten werden die Pflanzen aufwendig gestaltet: inklusive Draht, Zangen und Bonsai-Scheren. Er selbst hätte „zwölf bis 14 Werkzeuge“. Allerdings würden diese kunstvollen Arrangements „nie fertig“. Es sei „ein Abenteuer“ und „eine Lebenseinstellung“, wie zwei der Aussteller es nennen.
Bonsais wie die „Japanische Schwarzkiefer“, Azaleen und „Chinesischer Wacholder“ waren ebenso zu sehen auf der Börse wie Kamelien. Es gebe kleine Bonsais wie den „Japanischen Löwenkopfahorn“ und größere Pflanzen. Manchmal nur „einen Zentimeter“ umfassend und Arten, die von zwei Männern getragen oder einem Gabelstabler gefahren werden müssten, so ein schmunzelnder Wollenhaupt.
Er selbst hat keine Bonsais während der Börse ausgestellt, aber viele sogenannte Beistell- beziehungsweise Akzentpflanzen präsentiert. Diese Pflanzen bilden wiederum eine Einheit mit den Bonsais, die in Japan manchmal so teuer seien wie ein Einfamilienhaus, erklärt Wollenhaupt. In heimischen Gefilden hingegen sei das „Finden aus der Natur“ samt Fragen des Försters durchaus eine Möglichkeit, sich einen Bonsai zuzulegen. Oder über eine Bonsaischule wie in Enger bei Herford, so Wollenhaupt weiter.
Parallel konnten Aussteller und Gäste der Börse auf einer Leinwand einen Wettbewerb von Gestaltern der lebenden Kunstwerke des Bonsai-Clubs Deutschland im westfälischen Steinfurt live über Facebook mitverfolgen. Auch dabei: Udo Wollenhaupt, der diesen Preis bereits 2016 gewonnen hat. Bewertet wurde etwa, ob der Baum eine Perspektive hätte und ob er überleben würde.
In der Corona-Zeit habe der Bonsai-Club Deutschland – laut Wollenhaupt – viel Nachfrage erfahren. Wer regional Interesse an diesem exotisch anmutenden Hobby hat, der kann sich bei Hermann Wollenhaupt melden. Informationen und Kontaktdaten sowie Termine für Workshops sind auf der Homepage https://bonsaiarbeitskreis-weserbergland.de/ zu finden.
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