BODENWERDER. Noch zu Lebzeiten hatte der im letzten Jahr verstorbene Künstler, Lyriker und Restaurator der Gertrudis-Kapelle Friedhelm (Freddy) Göbbels eine Ausstellung seiner Arbeiten in der Klosterkirche St. Marien Kemnade geplant. Nun ist ein Teil seiner Werke dort zu sehen. Pastor Günter Klein würdigte im Sonntagsgottesdienst den Verstorbenen und lud zum Besuch der Ausstellung ein.
Freddy Göbbels zog im Jahr 2000 in die geschichtsträchtige Gertrudis-Kapelle, um dort zu arbeiten. Dabei malte er zunächst auf den unterschiedlichsten Materialien, die er vorfand. Seine Serie auf Heraklith-Platten nannte er „Alles fließt“. Auch Tischplatten und alte Türen waren ein geeigneter Maluntergrund. Neben seinem künstlerischen Schaffen war er unermüdlich mit der Restaurierung der Kapelle beschäftigt. Ihm war das ursprüngliche Aussehen des alten Gebäudes wichtig, das als Kapelle erbaut wurde und später Lateinschule, Gefängnis und Wohnhaus war. Auf Bitten der Stadt richtete er in dem Gebäude aus dem 15. Jahrhundert die Corvinus-Galerie ein und stellte seine Arbeiten dort aus.
Der Autodidakt, der viele Jahre als Straßenmaler unterwegs und nun in Bodenwerder sesshaft geworden war, hatte zum Gelderwerb an und in verschiedenen Gebäuden der Stadt Münchhausengeschichten in Szene gesetzt. In der Gertrudis-Kapelle konnte er seine Vorstellungen von Kunst verwirklichen, die Wandgemälde bezeichnete er als „bloßes Handwerk“. In seinen Werken sind verschiedene Schaffensphasen zu erkennen. Großflächige Farbenspiele ineinander verlaufender Töne, kleine Aquarelle, fließende Gewässer, bizarre, an verdorrte Bäume erinnernde Skulpturen, körperähnliche Figuren und Körper. Ein großes Thema war für den Künstler die bedrängte, geschundene Kreatur, die zum Licht strebt. Sie kommt auch in seiner Lyrik zum Ausdruck. Immer wieder schuf er dunkle Arbeiten mit wenigen Lichtpunkten, zu denen er sich äußerte: „Im Dunkel liegt die Ruhe und nur im Dunkeln können helle Farben leuchten.“ Freddy Göbbels hat seinen Bildern keine Namen gegeben, der Betrachter soll selbst entscheiden, was er in den Bildern sieht und nicht durch eine Titelvorgabe in eine bestimmte Richtung gelenkt werden.
Ein persönlicher Schicksalsschlag, der Verlust beider Beine innerhalb weniger Monate, unterbrach seine Schaffenskraft und zwang ihn, sein Zuhause, die Gertrudis-Kapelle, zu verlassen. Doch sein Lebensmotto „Man muss sich mit den Gegebenheiten abfinden und sehen, was danach kommt“ ließ ihn die nun schwierige Situation meistern. Nach einer Auszeit, in der er nun mehr Lyrik verfasste und Kurzgeschichten schrieb, führte ihn diese Einstellung zurück zur Malerei, jetzt aus dem Rollstuhl heraus. 2020 schuf er trotz schwerer Krankheit und der Beeinträchtigung neue Bilder für die schon geplante Ausstellung in der Klosterkirche. Neben seinen großformatigen Bildern malte er auch kleine Aquarelle und fertigte Drucke an. Sie können, wie auch viele seiner ausgestellten Arbeiten, käuflich erworben werden. Der Erlös geht an die Diakonie der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Bodenwerder.
Termin: Die Ausstellung in der Klosterkirche St. Marien Kemnade ist bis zum 31. Oktober 2021 täglich von 10 bis 12 Uhr und 14.30 bis 16.30 Uhr (sonntags und montags nur nachmittags) geöffnet.
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