BAD PYRMONT. Ein Handkuss – virtuell undenkbar. So wie viele soziale Interaktionen. Und genau davon lebt der Fürstentreff-Verein. Die Mitglieder sind zwar Darsteller, aber eben nicht abseits auf einer Bühne, sondern deutlich näher an dem Werbespruch „mittendrin statt nur dabei“.
Und genau das war und ist das Problem in der Pandemiezeit, wo genau diese soziale Interaktion von Unheil ist. Und so steht der Verein seit geraumer Zeit auf Standby. Zuletzt wurde am ersten Juli-Wochenende des vergangenen Jahres noch das Sommerfest begangen, bei dem trotz der entspannten Lage die Corona-Sorgen nicht vollständig abgeschüttelt werden konnten. Seitdem sitzen die Fürstentreff-Mitglieder fast wie auf einer Reservebank, jederzeit bereit, sich in eine unbedenkliche Realität einwechseln zu lassen. „Dafür möchte ich mich bei allen Akteuren bedanken, die die Tänze geprobt haben, die die Putz- und Kleiderkammer ständig einsatzbereit hielten und auch die Perücken pflegten“, bedankte sich die Vereinschefin Christiane Richter anlässlich der Jahresversammlung für das große Engagement hinter den Kulissen. Sie verzichtete darauf, die vielen ausgefallenen und abgesagten Termine aufzuzählen, und beschränkte sich darauf, anhand des Zar-Peter-Weihnachtswochenendes zu erklären, wie oft das für die prächtigen Roben zuständige Team anhand der aktuellen Datenlage Anproben und Ankleiden umorganisiert hatten, inklusive einer Möglichkeit, die Kostüme zu Hause anzulegen, um dann letztlich doch alles abblasen zu müssen. Als kleinen Trost verschenkte sie an die Aktiven kleine Büchlein mit Sinnsprüchen, die auch in grauen Tagen ein wenig Farbe und vielleicht einen Hauch Glitzer bringen sollen. Zumal selbst die Jahresversammlung so auch in einem Endzeit-Film hätte stattfinden können. Alle 16 Anwesenden trugen FFP2-Masken, bei der Ankunft wurde ihr Impfstatus penibel geprüft. Desinfektionslösung auf die Hand. Von da aus direkt zum Platz im Gemeindesaal der Christuskirche. „Hallo“ nur auf Zuruf, denn die Stühle standen weit auseinander.
So manche Jubiläumsfeier ist schon dem Virus zum Opfer gefallen wie das Stadtjubiläum oder 25-Jahre Fürstentreff-Verein. Und auch in diesem Jahr steht eines an. Nämlich das Gesetz über die Vereinigung des zu Waldeck-Pyrmont gehörigen Gebietsteils Pyrmont mit dem Freistaate Preußen vom 22. Februar 1922. „Noch lebt die Idee, den Staatsvertrag am 31. März im Konzerthaus begehen zu können. Denn das wäre dieletztmögliche vor der Schließung des Konzerthauses.“
Christiane Richter entschied sich, optimistisch zu sein und prognostizierte eine würdevolle Feier, bei der auch der Fürstentreff zum Gelingen beitragen werde. „Und natürlich werden wir wieder unser Fürstentreff-Wochenende Anfang Juli begehen“, versicherte sie. Immerhin würden rund 150 Mitglieder in den Startlöchern stehen, um gemeinsam ein ausgelassenes Fest zu feiern. Die Vorsitzende freute sich auch, dass auch während der Zeit des Stillstands einige Jüngere zum Verein zugestoßen sind.
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