BAD PYRMONT. Das letzte Wort in seinem Programm ist immer „Shalom“ (Frieden) – was sonst! Wenn der populäre Kantor und Sänger Shmuel Barzilai (64) aus Wien in Bad Pyrmont gastiert, kann er sich seines Publikums sicher sein. Denn mit seinen jüdischen, hebräischen und jiddischen Liedern vermittelt er nicht nur gesangliche Kultur, sondern auch Empathie, baut er Brücken zwischen Generationen und Kulturen.
Zum ersten Mal sang Barzilai jetzt in der Konzertmuschel im Kurpark, und im Jahr der großen und kleineren Jubiläen (1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland, 25 Jahre liberale jüdische Gemeinde in Bad Pyrmont) wurde der Künstler mit der kraftvollen, ausdrucksstarken Stimme nicht nur von der Vorsitzenden Klara Behnke herzlich begrüßt, sondern auch von dem für die Pyrmonter Gemeinde zuständigen Rabbiner Dr. Mosche Navon. Der drückte seine Freude über dieses Gastspiel aus, sang im Publikum viele Lieder begeistert mit und sammelte hilfsbereit die vom Winde verwehten Notenblätter auf der Bühne wieder ein.
Das Konzert dauerte nur eine Stunde, aber es waren 60 prall gefüllte Minuten. Liebevoll widmete Barzilai das Lied „A jiddische Mamme“ den jüdischen Müttern („Es gibt nichts Besseres auf der Welt“), versicherte in einem Friedensgebet Solidarität mit der Ukraine, ließ nebenbei mit „Sole mio“ ein bisschen italienische Romantik anklingen, spielte auch auf der Gitarre und brachte das Publikum mit Leonard Cohens unsterblichem Song „Hallelujah“ zum Träumen.
„Ihr könnt doch alle hebräisch?“, forderte er keck das Publikum heraus. Doch selbst, wenn man die Sprache der Israelis nicht beherrscht, wurden manche jüdischen Lieder in ihrem mitreißenden Rhythmus und Barzilais temperamentvoller Vortragsart gerne mitgeklatscht. Und schließlich: Wer kennt nicht das sehr bekannte „Hevenu Shalom aleichem“ oder die heimliche Hymne Israels „Jeruschalaim schel Sahaw“ und hat sie schon oft mitgesummt.
Am Flügel und an einem eigenartigen, souverän bedienten Phantasie-Instrument für Mund und Hände begleitete Elijas Meir, ebenfalls aus Wien, den Sänger. Der Künstler mit litauischen Wurzeln ist ein begnadeter Jazz-Pianist, und das brachte, neben der authentischen Wiedergabe jüdischer Musik, noch einen zusätzlichen Reiz in seinen Vortrag, gab ihm einen besonderen Kick.
So stimmte alles in diesem kleinen, aber feinen Programm.
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