KREIS LIPPE.Ostwestfalen-Lippe ist als Wasserstoffregion gut geeignet – zu diesem Ergebnis kommt das Projekt „HyDrive OWL“. Während der Potentialanalyse haben die Kreise Lippe und Minden-Lübbecke sowie die Stadt Bielefeld zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (Fraunhofer ISE) die Voraussetzung für die Erzeugung, Verteilung und Nutzung vor Ort betrachtet.
Für die Bewertung des Anwenderpotentials wurden zudem die übrigen Kreise in OWL eingebunden. „Wir haben bei der gemeinsamen Klimakampagne OWL betont, dass wir Vorreiter beim Klimaschutz in NRW sein wollen. Durch die Kooperation der gesamten Region beim Thema Wasserstoff senden wir ein erstes starkes Signal. Gerade, weil wir über den Tellerrand hinausschauen und nicht nur die Mobilitätswende, sondern auch Chancen einer ‚sauberen‘ Industrie in den Blick nehmen“, sagt Axel Lehmann, Landrat des Kreises Lippe.
Grundsätzlich hat die Analyse des Fraunhofer ISE ergeben, dass eine erste Elektrolyseanlage zur Erzeugung von Wasserstoff vor allem dann wirtschaftlich ist, wenn eine bestimmte Größenordnung erreicht wird. Für OWL heißt das, dass eine Anlage bis zu 10 MW Leistung und 8000 Volllaststunden im Jahr leisten sollte, um konkurrenzfähige Produktionskosten zu erreichen. Bei den im Gebiet OWL betrachteten Standorten schneidet die Müllverbrennungsanlage in Bielefeld am besten ab. „Die Anlage ist favorisiert im Konzept, da sie alle wesentlichen Punkte erfüllt.
Neben dem Erzeugungspotenzial ist das vor allem die Bereitschaft hier einen Produktionsstandort auszubauen. Auch die infrastrukturellen Rahmenbedingungen sind optimal. So könnte in Bielefeld der erste Wasserstoff für die Region entstehen“, beschreibt Pit Clausen, Oberbürgermeister von Bielefeld.
Der Transport des Wasserstoffs zu den einzelnen Abnahmestellen soll, ähnlich wie konventioneller Treibstoff, über spezielle Fahrzeuge erfolgen. Das Konzept schlägt pro Region jeweils eine Tankstelle vor. Diese sollen etwa an verkehrsgünstigen Punkten, wie in Paderborn am Autobahnkreuz A33/A44 oder am Autobahnkreuz Bad Oeynhausen A2/A30, und in der Nähe von potenziellen Anwendern liegen. Unter den festgelegten Eckpunkten zur Produktion, dem Transport und der Bereitstellung könnten die möglichen Anwender zunächst bis zu 110 Fahrzeuge – ein Mix aus Bussen, Lkw und Abfallsammelfahrzeugen – betreiben.
Wie geht es weiter? In einem nächsten Schritt wollen sich die OWL-Kreise und die Stadt Bielefeld Ende des Jahres gemeinsam für das Förderprogramm „HyPerformer“ bewerben. Erfolgreiche Regionen erhalten vom Bund zwischen fünf und 20 Millionen Euro für die Realisierung einer Wasserstoffinfrastruktur. „Wir vermuten, dass es eine hohe Nachfrage geben wird.
Dass die Region hier gemeinsam agiert und eine regionale Vernetzung vorantreibt, erhöht aber die Chancen auf eine Berücksichtigung – auch für die Anträge von Einzelunternehmen“, erklärt Nikolas Knetsch, Projektleiter des Fraunhofer ISE. Für Investitionen, die über das Förderbudget hinausgehen, gibt es für einzelne Akteure weitere Fördermöglichkeiten, etwa über das Nationale Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP II) und Landesförderungen.
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