BAD PYRMONT. Nach einem Gespräch zwischen Verwaltung, Politik, Feuerwehr und Klinik-Vertretern sehen sich die Ratsgruppen SPD/WIR und Grüne/Linke in ihrer Auffassung bestätigt, dass der Standort „Auf der Schanze“ für den Bau eines neuen Feuerwehrhauses ungeeignet sei. Diese Ansicht vertritt auch Intakt-Fraktionsvorsitzende Carolin Muschter, die im Gegensatz zu SPD/WIR und Grüne/Linke aber auch den Standort Gondelteich ablehnt. Die CDU-Fraktion sieht noch internen Beratungsbedarf.
Klinik-Vertreter hätten sich zum Bau eines Feuerwehrhauses am Standort „Auf der Schanze“ durchweg negativ geäußert, berichtet SPD-Fraktionsvorsitzende Heike Beckord. Beim Gespräch am Dienstag sei sehr deutlich geworden, wie „existenziell“ die Kliniken für die Stadt Bad Pyrmont seien und wie nachteilig sich die befürchtete Lärmbelästigung durch ein Feuerwehrhaus in der Nachbarschaft auswirken könne.
Ähnlich äußert sich Grünen-Fraktionsvorsitzende Ute Michel: „Es war sehr sinnvoll, dass das Gespräch stattgefunden hat, um für Klarheit zu sorgen, welche Konsequenzen der Standort Auf der Schanze hätte.“ Zumal sich Reha-Patienten ab Juli von vorgeschlagenen Kliniken eine aussuchen könnten, sei mögliche Lärmbelästigung ein gewichtiger Standortnachteil, der sich auf die gesamte Stadt negativ auswirken könne. „Wir werden keinen Standort finden, der perfekt ist und mit dem alle zufrieden sind“, sagt Michel. Der Gondelteich sei aber „weniger schlecht“ als andere Standorte. Eine bessere Alternative gebe es nicht.
Klaus-Henning Demuth (CDU), Sprecher der Gruppe CDU/Küppers, will sich demgegenüber noch nicht öffentlich festlegen. Die Argumente aus dem „konstruktiven und sachlichen Gespräch“ würden spätestens am 9. Februar innerhalb der Fraktion behandelt, um sich vor der nächsten Ratssitzung zu positionieren. Carolin Muschter (Intakt) erläutert auf Nachfrage, dass sie den Standort „Auf der Schanze“ ablehne. Die aus ihrer Sicht berechtigten Argumente der Klinikleitungen gegen den Standort könnten aber gleichermaßen gegen den Standort Gondelteich angewendet werden. Auch dort sei das Umfeld Kur-Bereich.
Anstatt die Ratssitzung für eine schnelle Entscheidung vom 10. März auf den 10. Februar vorzuziehen, wie von anderen Fraktionen befürwortet, fordere sie mehr Zeit, um eine alternative Lösung zu finden, so Muschter. Als Übergangslösung befürworte sie den sofortigen Bau eines Ersatzgebäudes im Gewerbegebiet Holzhausen für die dortige Wehr. Der Bauhof-Parkplatz könne zudem der Pyrmonter Feuerwehr als Fläche für Container und zum Abstellen von Fahrzeugen dienen.
Auch Einzel-Ratsmitglied Ulrich Rausch vertritt wie Muschter die Auffassung, dass die Bedenken hinsichtlich des möglichen Standortes Auf der Schanze „absolut gerechtfertigt seien“, der Gondelteich aber ebenfalls ungeeignet sei.
Während ein politischer Beschluss noch aussteht, haben sich inzwischen 1918 Unterstützer (Stand Mittwochnachmittag) an einer Petition pro Standort Gondelteich beteiligt. 1076 der Unterstützer wohnen laut Angaben der Petitions-Plattform „openpetition“ in Bad Pyrmont. Initator Sebastian Eicke zeigt sich mit der Resonanz zufrieden. Seine Ehefrau, Cordula Eicke, ruft unterdessen zur Bildung einer Menschenkette zwischen den beiden Feuerwehrhäusern am Sonntag, 30. Januar, ab 14.30 Uhr auf. Treffpunkt ist der Gondelteich-Parkplatz. „Wir wollen damit unserer Feuerwehr zeigen, dass wir als Bürger zu ihr stehen und sie unterstützen“, sagt Cordula Eicke. Da es aus ihrer Sicht keine sinnvolle Alternative gebe sei das auch ein Bekenntnis zum Gondelteich als Feuerwehr-Standort. Die Resonanz auf ihr Vorhaben sei groß; sie sei zuversichtlich, dass die Menschenkette von zirka 2,7 Kilometern (mit Abstand und FFP2-Maske) zustandekommen wird.
Am Dienstag wurde der politische Konflikt in der Kurstadt, der viele Mitglieder der Feuerwehr dazu veranlasste, den Dienst zu quittieren, auch im Ausschuss des Landkreises für Feuerwehr und Rettungsdienst thematisiert. Der Bericht verlief ohne weitere Aussprache. Lediglich Ausschuss-Vorsitzender Hartmut Binder (SPD) äußerte die Hoffnung, dass „alles wieder in ruhiges Fahrwasser kommt“. Zuvor hatte Kreisbrandmeister Frank Wöbbecke, der die Entwicklung in Bad Pyrmont über Monate hinweg verfolgt hatte, den Politikern über seine Einschätzungen und vor allem die von ihm veranlassten Konsequenzen berichtet – etwa die von ihm schnellstmöglich geforderte Pflichtfeuerwehr. Dazu sollten auch Gespräche mit den Einsatzkräften geführt werden, „die ihren Dienst quittiert haben“.
Gegenüber den Kreispolitikern nannte er als zusätzlichen Weg, dass aus seiner Sicht zu überlegen sei, auf freiwilliger Basis eine Mediation zwischen Politik und Feuerwehren anzubieten. Das bedeutet ein Verfahren, in dem ein Unbeteiligter vermittelnd mit den Konfliktparteien einen Lösungsprozess initiiert. Der Kreisbrandmeister ging auch auf den mit dem Fachausschuss gleichzeitig stattfindenden nichtöffentlichen Austausch zwischen Politik, Verwaltung, Klinikvertretern und Feuerwehr in Bad Pyrmont ein. Nachdem er zumindest von einem Klinikvertreter von der ablehnenden Haltung zum Alternativstandort „Auf der Schanze“ wisse, werde das Thema die nächsten Tage wohl im Mittelpunkt stehen, vermutet Wöbbecke.
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