BAD PYRMONT. Das Aufstellen von Verkehrszeichen ist eine Sache, häufig jedoch nicht ausreichend, um beabsichtigte Verhaltensänderungen zu bewirken. Das sagten sich auch die Vorsitzenden der Elternbeiräte für die Kindertagesstätten und Schulen sowie das Polizeikommissariat an der Bahnhofstraße. „Da müssen wir wohl einmal mit einer Aktion nachhelfen, um unser Anliegen bekannter zu machen“, lautet der gemeinsame Beschluss.
Gesagt, getan! Kurzerhand mit einem Flyer mit Tipps der Polizei und einer Information des Stadtelternrates ausgestattet, versammelten sich die 10 Klassensprecher der 3. und 4. Grundschulklassen der Holzhäuser Schule noch vor Unterrichtsbeginn auf dem Holzhäuser Schulhof. Dort wartete nicht nur für jeden von ihnen eine Warnweste, sondern auch der Schulleiter Jan Liebold und Polizeioberkommissar (POK) Ilja Walter auf die Akteure.
Schnell waren zwei Gruppen gebildet. Eine erhielt den Auftrag, die Eltern anzusprechen, die ihre Schulkinder auf dem Schotterparkplatz nahe der Kita Pestalozzi-Kinderhaus aussteigen lassen wollten. Die zweite Gruppe sollte mit Hilfe der Polizei die Fahrzeuglenker ansprechen, die mit ihren Fahrzeugen den verkehrsberuhigten Bereich der Schulstraße befahren. Verkehrsberuhigter Bereich? Was bedeutet das eigentlich?
Das scheinen trotz der seit mehr als 30 Jahren geltenden Regel wenige Autofahrer zu respektieren, geschweige denn zu wissen. Dieser Bereich ist laut Straßenverkehrsordnung vorrangig den Fußgängern vorbehalten. Fußgänger dürfen die gesamte Straßenbreite benutzen und spielende Kinder sind überall erlaubt. Für Autofahrer bedeutet dies: Schrittgeschwindigkeit, laut POK Walter mal gerade so fünf km/h – also im ersten Gang ohne Gaspedal! Wenn nötig, muss der Fahrzeugverkehr warten.
Nun, leider ist dieser Bereich der Schulstraße nicht gerade deutlich zugunsten der Fußgänger gestaltet worden. Zwar wurden breite Erhöhungen als „Schwellen“ aufgesetzt, der Gehweg der südlichen Straßenseite blieb unverändert. Baulich betrachtet, müsste eigentlich dieser Straßenteil gänzlich als verkehrsberuhigter Bereich umgestaltet werden, um somit den Fußgängern und vor allem den Kindern das Überqueren der gesamten Fahrbahn zu ermöglichen. So drängen sich derzeit Kinder zu Fuß und mit Fahrrad auf dem schmalen Gehweg, weil auch sie es fälschlicherweise wahrnehmen, dass hier eine Trennung zwischen ihnen und dem Fahrverkehr gestalterisch existiert, rechtlich jedoch aufgehoben worden ist.
Ebenso überarbeitungswürdig scheint die gesamte Erdfällenstraße zu sein. Nicht nur die Frage einer gesamten 30er-Begrenzung, durch das neue Siedlungsgebiet zu Recht verständlich, auch der speziell im nördlichen Bereich gekennzeichnete Radweg ist durch die Baumwurzeln und den Baumbewuchs eher eine Gefahrenquelle als ein sicherer Weg. In einer 30er-Zone könnte man auf die Trennung zwischen Radfahrern und Fahrzeugverkehr verzichten und Konfliktpunkte an den Elternhaltestellen entstünden nicht.
Es gibt also, wenn Eltern diese neu von der Stadt gekennzeichneten Elternhaltestellen akzeptieren sollen, noch etwas zu tun. Dazu dürfte sicherlich auch eine tatsächliche Sicherheit für die Kinder gehören, die an den Elternhaltestellen herausgelassen werden und von dort den Rest des Schulweges zu Fuß auf dem verkehrsberuhigten Straßenteil der Schulstraße zurücklegen.
Copyright © Deister- und Weserzeitung 2023
Texte und Fotos von dewezet.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.