Bode bekam dennoch eine Antwort: Thomas Klinge sagte zwar, dass Blum dazu am besten selbst Stellung nehmen werde. Aber er erklärte auch: „Thomas Blum hat mit Sicherheit nicht als Fraktionschef gesprochen. Das ist nicht einhellige Meinung der CDU.“
Blums Wortmeldung in Elbrinxen hatte die eigenen Leute tatsächlich gespalten – ging er damit doch in Opposition zur ausgesprochen positiven Sicht von Landrat Friedel Heuwinkel (CDU) auf das Kraftwerksprojekt. Anfang Oktober reiste Heuwinkel deshalb zu einer Fraktionssitzung der Lügder Christdemokraten. Ob er kam, um den Abweichler Blum auf Linie zu bringen, ist nicht überliefert; die Sitzung war nicht öffentlich.
Was Thomas Blum zunächst geärgert hatte, war der anfänglich eigentümliche Informationsfluss über das Mammutprojekt. Bürgermeister Heinz Reker (parteilos) hatte zwar den Lügder Rat in nicht öffentlicher Sitzung über die Pläne informiert, kurz nachdem auch er davon überrascht worden war. Zeit, das Thema im Bauausschuss zu behandeln, blieb jedoch nicht.
Kritisch sieht der Christdemokrat das Projekt vor allem wegen der daran geknüpften massiven Eingriffe in die Natur. „In meiner Freizeit bin ich mit dem Fahrrad viel im Mörth unterwegs“, sagte er unlängst im PN-Gespräch. „Deshalb habe ich eine besondere Beziehung zu diesem Waldgebiet.“ Auch, wenn heute versichert werde, mit dem oberen 22 Hektar großen Staubecken nur in den heutigen Fichtenwald gehen zu wollen, täte ihm ein solcher Eingriff weh. Insbesondere mit Blick auf das unter Naturschutz stehende Hochmoor frage er sich: „Wie kann man da so etwas bauen wollen?“
Ebenso fürchtet Blum einen folgenschweren Eingriff in die Natur, wenn eine Leitung mit sieben Metern Durchmesser durch den Berg getrieben würde, wie der Baukonzern Hochtief es vorhat (wir berichteten). „Ich habe einfach Sorge, dass wir in 20 Jahren sagen: ,Was haben wir uns da angetan?“
Dass seine Wortmeldung auch in den eigenen Reihen Kritik auslösen würde, sei ihm klar gewesen, so Blum weiter. „Aber damit kann ich umgehen.“ Gleichwohl räumte er ein, dass er im September zwar als Fraktionschef vorgestellt wurde, als er das Mikrofon bekam, aber doch eher seine persönliche Meinung geäußert habe. „Sie findet vielleicht nicht die Mehrheit, aber ich bin damit nicht allein“, glaubt Blum. Denn für seine skeptische Haltung sei er keineswegs nur gescholten worden, sondern habe auch Anrufe von Bürgern bekommen, „die meine Wortmeldung positiv aufgenommen haben“. Sein Standpunkt: „Politik kann man nur machen, wenn man unabhängig ist.“
Das Meinungsbild in der Lügder Bevölkerung schätzt Blum als sehr unterschiedlich ein. „Natürlich gibt es viele Leute, die das Projekt in der Hoffnung auf Investitionen und eine lokale Wertschöpfung sehr positiv sehen“, glaubt er. Gleichwohl findet er es unerlässlich, bei einem solchen Riesenprojekt „genauer hinzugucken und es kritisch zu begleiten“. Den Vorschlag eines andern Lügders in der Versammlung, im Vorfeld einer Entscheidung auch unabhängige Experten zu Rate zu ziehen, könne er nur gutheißen.
Um die Ebene in die Düsseldorfer Landespolitik zu wechseln: Gestern berichtete die Pressestelle von Landrat Heuwinkel über einen Besuch von NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) in Lippe. Im Anschluss an eine Besichtigung der Mülldeponie Dörentrup habe sich der Minister auch über „das geplante Pumpspeicherkraftwerk auf dem Mörth bei Schwalenberg auf den neusten Stand bringen“ lassen, hieß es in der Erklärung weiter. Über den Inhalt dieses nicht öffentlichen Gesprächs Remmels mit dem Landrat und seinen Mitarbeitern Dr. Ute Röder und Berthold Lockstedt wurde jedoch nichts berichtet.
Bekannt ist allerdings, dass die rot-grüne NRW-Landesregierung den Bau von Pumpspeicherkraftwerken grundsätzlich gutheißt. Erst im Frühsommer hatte der Umweltminister ein vom Stadtwerke-Konsortium Trianel geplantes PSW im Raum Aachen befürwortet. Trianel hat sich aus dem Projekt jedoch zurückgezogen. Der Widerstand war zu groß.