Sieben Abgeordnete aus unserem Weserbergland ziehen ins Leineschloss ein - sechs im überparteilichen Bunde und eine Außenseiterin.
Was für ein Wahlabend, da war so ziemlich alles drin: Schnelle und klare Entscheidungen auf der einen Seite – knappe Rennen und langes Zittern auf der anderen Seite. So wie es die Umfragen der letzten Monate prognostiziert hatten, kam es auf Landesebene dann auch tatsächlich: Schon sehr früh um kurz nach 18 Uhr war der Wahlsieg der SPD fix. Auf der anderen Seite zitterte die FDP bis in die Nacht vergebens, ob sie überhaupt in den Landtag kommt.
Die SPD feiert als Wahlsieger, stellt sie mit Stephan Weil, der bei den Niedersachsen offenbar mehr als einen Stein im Brett hat, doch bereits zum dritten Mal in Folge den „Landesvater“. In dieser Rolle hat Weil eine Mehrheit der Menschen im Lande überzeugt – sein Herausforderer von der CDU, Bernd Althusmann, blieb dagegen blass, konnte nicht überzeugen, tritt folgerichtig zurück.
Die Sozialdemokratie hat dagegen nicht nur im Land einen Grund zum Feiern: Gerade im Weserbergland haben die sozialdemokratischen Kandidaten die Wähler zu überzeugen gewusst. Im Ergebnis haben die Sozialdemokraten hier bei uns entlang der Weser sämtliche Wahlkreise gewonnen. Den klarsten Wahlsieg fährt Sabine Tippelt im südlichen Wahlkreis Holzminden ein: Mit deutlichem Vorsprung deklassiert sie ihren ewigen CDU-Kontrahenten Uwe Schünemann. Das Duell der Großkopferten zwischen CDU-Ministerin Barbara Otte-Kinast und SPD-Fraktionsvize Ulrich Watermann geht mit nur 57 Stimmen Unterschied sehr, sehr knapp aus – aber auch hier gewinnt die SPD. Im Duell der „jungen Wilden“ haben zwei Newcomer im Wahlkreis Hameln-Rinteln um den Einzug in den Landtag gekämpft – mit Constantin Grosch gewinnt ein versierter SPD-Lokalpolitiker. Und auch die Wahlkreise Schaumburg und Nienburg-Schaumburg gewinnt die SPD. Von Schaumburg über Hameln und Bad Pyrmont bis Holzminden ist also auf ganzer Linie alles Rot.
Insgesamt wird unser Weserbergland stark vertreten sein im neuen Landtag: Neben den drei direkt gewählten SPD-Abgeordneten ziehen noch weitere vier Politiker über die Landeslisten ihrer Parteien ins Leineschloss. Mit Christian Meyer ein Grüner, der nun bereits als Minister im neuen rot-grünen Kabinett gehandelt wird. Mit Barbara Otte-Kinast und Uwe Schünemann zwei CDU-Abgeordnete, die zum wiederholten Mal einziehen. Und mit Delia Klages eine AfD-Frau, die wie ihre rechtsextreme Partei im Wahlkampf aufs Übelste mit der Angst von Wählern gespielt hat – was offenbar doch bei einer ganzen Reihe von Protestwählern verfangen hat. Sechs der sieben Weserbergland-Abgeordneten werden sicherlich zusammenarbeiten und hoffentlich eine gute Allianz für unsere Region bilden. Mit der AfD und mit Klages werden diese sechs nicht zusammenarbeiten, so viel ist bereits zu hören. Und so durfte es auch erwartet werden.
Denn natürlich fällt es Demokraten schwer, zu akzeptieren, dass eine rechtsextreme Partei mit nationalistischen Parolen und polemischer Angstmache in ein deutsches Parlament einzieht. Mit solchen Kräften zusammenzuarbeiten läge außerhalb des demokratischen Konsenses. Im Land Niedersachsen wie in der Region Weserbergland.
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