Die Entscheidung des Tafel-Vorstands für den Aufnahmestopp ist nachvollziehbar, aber problematisch.
Problematisch, weil die Tafel-Vereine längst eine Bedeutung haben, die sie nie haben wollten: Sie dienen als allerletztes soziales Auffangnetz, wenn die Sicherungssysteme des Sozialstaates nicht ausreichen. Dabei beinhaltet die ursprüngliche Tafel-Idee an erster Stelle die „Rettung“ von Lebensmitteln und erst an zweiter Stelle die Hilfe für Bedürftige. Doch trotz Bürgergelds und vergleichbarer Zahlungen gibt es offenbar einen großen Bedarf an Lebensmittelhilfe, und die Tafeln füllen diese Lücke aus. Darauf scheinen sich auch Ämter zu verlassen, die Bedürftigen die Tafel-Angebote gerne empfehlen. Dass die Ehrenamtlichen der Tafel nun sagen „es geht so nicht mehr“ ist zu respektieren, ernstzunehmen und sollte als Alarmsignal wahrgenommen werden. Wenn eine zunehmende Anzahl Menschen in Deutschland nicht mehr ohne Lebensmittelspenden über die Runden kommt und sich ehrenamtliche Initiativen langsam überfordert zeigen, sind staatliche Hilfsmaßnahmen gefragt. Oberstes Ziel muss natürlich die Bekämpfung der Armutsursachen bleiben. Vor allem die Integration in den Arbeitsmarkt ist hierfür wichtig. Bei den Ukraine-Flüchtlingen, die aktuell einen Großteil der Tafel-Neukunden ausmachen, können Sprachkurse und weitere Unterstützungsmaßnahmen sicherlich viel bewirken. Denn Arbeitskräfte werden in vielen Branchen händeringend gesucht.
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