Sortieren wir kurz, worum es geht: Es werden keine Pläne geschmiedet, etwa den Verkehr auf Hamelns vierspuriger Pyrmonter Straße sinnlos auf Tempo 30 abzubremsen.
Aber dort, wo es gute Gründe gibt, sollte die Stadt leichter ein Tempolimit einführen können – unabhängig davon, ob es sich um Neben- oder Hauptstraßen handelt. Das wird Hameln nun wohl zusammen mit vielen anderen Städten fordern – gut so.
Ein Beispiel fällt natürlich ins Auge: Die Deisterstraße ist seit Langem eine Absurdität. An einer der vitalsten Einkaufstraßen der Stadt balanciert die Kundschaft über einen schmalen Bürgersteig. Daneben brummt dreispurig der Verkehr von zwei Bundesstraßen mit Tempo 50. Radfahrer nutzen die Straße eigentlich nur in akuten Fällen von Lebensüberdruss. Um diesen Zustand zu reparieren, bräuchte es eine Umgestaltung sowie – eine in Hameln von Generation zu Generation überlieferte Verheißung – den Bau der Südumgehung. Doch schon ein simples 30er-Tempolimit von Ampel zu Ampel würde die Sicherheit auf der Deisterstraße erhöhen, den Lärm herunterdrehen, vielleicht zudem – beim Beschleunigen an den Ampeln – die Luftbelastung mindern. Bei angepasster Ampelschaltung dürfte diesen Vorteilen nicht mal spürbar mehr Fahrzeit gegenüberstehen.
Der Verkehr ist im (Klima-)Wandel: E-Mobilität und wohl auch autonomes Fahren werden den mobilen Alltag der Zukunft prägen. Radverkehr – mit oder ohne E-Antrieb – dürfte an Gewicht gewinnen. Hameln wird Schritt halten müssen. Mehr Handlungsoptionen bei Tempolimits sind da wohl nur ein Puzzleteil. Doch sollten wir nicht schon dies liegen lassen, weil wir in den Retro-Modus schalten: „Freie Fahrt für freie Bürger“ war schon immer Unsinn. Lebensqualität und sinnvolle Mobilität für alle Bürger müssen das Ziel sein.
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