HAMELN.Künstliche Intelligenz ist das Thema der Stunde, wenn es um technische Innovation geht. Besonders hervor sticht aktuell das Programm ChatGPT. Es soll menschenähnliche Texte generieren und Fragen beantworten, doch wie gut ist es wirklich?
In den letzten Jahren hat die Welt der künstlichen Intelligenz enorme Fortschritte gemacht, und eine der bemerkenswertesten Entwicklungen in diesem Bereich ist zweifellos das Chatbot-System ChatGPT. Doch wie gut ist ChatGPT wirklich? Ist es tatsächlich so intelligent und menschenähnlich, wie manche behaupten? ChatGPT formuliert tatsächlich täuschend echt. Glauben Sie nicht? Die ersten drei Sätze stammen von dem Programm. Über die Anfrage: „Schreib einen Einstieg für einen journalistischen Kommentar zum Thema: Wie gut ist ChatGPT?“, erstellte es diese Sätze.
Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch, dass das Programm nicht nur diese drei Anfangssätze ausspuckte, sondern auch die folgenden: „Oder gibt es noch Raum für Verbesserungen und Herausforderungen, die bewältigt werden müssen? In diesem Kommentar werden wir uns eingehend mit ChatGPT beschäftigen und versuchen, ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, wie effektiv es als künstliche Intelligenz wirklich ist.“ Diese wurden jedoch heraus redigiert, weil sie irgendwie weniger klingen, wie ein tatsächlicher Kommentareinstieg. Sie sind eben so vage, ohne Biss und verleiten den Leser nicht wirklich dazu, zu denken: „Hier folgt gleich ein gepfefferter Kommentar.“
Eine herausstechende Schwäche des Programms zur Hilfe bei der Arbeit mit Texten wäre also schonmal da. ChatGPT hat keine – menschlich klingende – Meinung. Für kreative Textgattungen scheint das Programm also nicht fähig.
Doch wie sieht es mit informativen Texten aus? Für diese ist eine größtmögliche Zurückhaltung des Autors ja grundsätzlich geboten. Doch auch hier versagt das Programm, wie die Befragung über die Geschichte der Stadt Hameln gezeigt hat (wir berichteten). ChatGPT ist darauf programmiert seine Wissenslücken zu überspielen, um möglichst überzeugend zu wirken, anstatt wie ein Mensch einfach zuzugeben, etwas nicht zu wissen. Kurz: Es lügt, dass sich die Balken biegen. Das macht das Programm auch für die Information gänzlich unbrauchbar. Würde das Programm auf dem heutigen Stand eine Zeitung produzieren, wäre diese voll mit Falschmeldungen.
Doch wenn ChatGPT weder überzeugend argumentiert, noch faktentreu informiert, drängt sich die Frage auf: Was bringt das Programm denn nun überhaupt? Tatsächlich bringt die KI momentan nichts, außer zu zeigen, was sie bereits kann.
Sie ist ein Spielzeug und kein Textgenie. Dass man es noch für nichts wirklich gebrauchen kann, ist für die, die mit Texten Arbeiten, eine Erleichterung. Die Konsequenzen, wenn das Programm tatsächlich Texte schreiben würde, die nicht mehr von denen von Journalisten oder Künstlern zu unterscheiden sind, wären verheerend.
Doch neuere optimierte Versionen stehen schon in den Startlöchern und das nicht nur aus dem Hause Open AI. Über den Nutzen und die Gefahren der Textgeneratoren wird aktuell schon diskutiert. Es wäre gut, wenn die Diskussion darüber, wie man damit umgeht, schneller vorangehen, als der technische Fortschritt. Sonst werden wir wie so oft von der Realität überholt werden.
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