Tempo 30 in Hameln? Leider wird die Diskussion falsch geführt, nämlich ideologisch. Was das Thema jedoch braucht, ist nicht politisches Stückwerk, sondern ein großes und kluges Ganzes.
Gut gemeinte, aber schlecht gemachte Beispiele einer hier und dort im Detail verkorksten Verkehrspolitik gibt es in Hameln schon genug. Wir brauchen kein weiteres Stückwerk, wir brauchen nicht noch einen Fehlschlag. Beispiele gefällig?
Wir haben zu viele Ampeln, zu wenig grüne Welle und zu viel Stillstand auf Hamelns Straßen. Wir haben verkehrsbehindernde Elemente wie die künstliche Verengung am Ende des 164er Rings. Wir haben breite Straßen, auf denen Radfahrer nicht überholt werden dürfen – aber enge Straßen, auf denen man Radfahrern beim Überholen gefährlich nahe kommen darf. Wir bauen einen Busbahnhof unterhalb des Schulzentrums Nord – ohne Brücke, ohne Tunnel, dafür später mit ganz viel Stillstand und Stau. Wir haben schon genug, was keinen Sinn hat. Es hat ebenfalls keinen Sinn, ausgerechnet dem empfindlichen Nadelöhr Deisterstraße Tempo 30 zu verordnen.
Ein Anfangsfehler ist, dass stets versucht wird, die unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer auf einer Straße miteinander konkurrieren zu lassen. An vielen Stellen wäre es klüger, sie zu separieren. Niemand käme auf die Idee, auf einer Autobahn einen Fußgängerweg zu installieren. Aber in Hameln versucht man, möglichst viele verschiedene Verkehrsteilnehmer auf einer Straße unterzubringen. Ja, wir brauchen Fahrradstraßen. Aber eben nur für Radfahrer. Und wir brauchen Autostraßen – aber eben nur für Autofahrer. Und ja, wir können Tempo-30-Zonen einrichten, denn sie haben an vielen Stellen Sinn – aber eben nicht auf Durchgangsstraßen. Diese Verkehrsachsen brauchen etwas anderes: ein Gesamtkonzept mit kluger Ampelschaltung für fließenden Verkehr ohne Hindernisse. Verkehrsfluss ist das Zauberwort, um das sich alles drehen muss – denn nur fließender Verkehr ist guter Verkehr.
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