Ja, so funktioniert Demokratie: Gewählte Vertreter setzen in großen oder kleinen Parlamenten durch, was ihren Grundsätzen entspricht. Mehrheit ist Mehrheit. So wäre dann auch Hamelns rot-grüner Ratsmehrheit kaum vorzuwerfen, dass sie bei der jüngsten Schulentscheidung exakt so vorging – hätte sie dabei nicht manche Fehler gemacht.
Der erste: Dass die Einrichtung einer weiteren Integrierten Gesamtschule im Eiltempo notwendig ist, behaupten SPD, Grüne und Linke, begründen dies aber nur vage. Aus den Zahlen im nun beschlossenen Antrag ergeben sich 85 Kinder, die im aktuellen Schuljahr keinen Platz an der IGS ergattert hätten. Stadt und Schule sprechen aber nur von 26 abgelehnten Schülerinnen und Schülern. Schlüssig erklärt wurde dieser Unterschied bisher nicht. Eine Elternbefragung würde wohl den tatsächlichen Bedarf feststellen, wird von Rot-Grün aber als Zeitverschwendung abgelehnt. Auch die Raumplanung schien anfangs wackelig. Nun sollen es – für lange Jahre – Container richten.
In der Debatte wurde es dann – ein weiterer Fehler – in den vergangenen Monaten auch in Kauf genommen, diejenigen vor den Kopf zu stoßen, mit denen letztlich eine zweite Gesamtschule in Hameln aufgebaut werden muss. Schulleitungen, Lehrern und Eltern wurde dann beispielsweise in öffentlicher Sitzung überheblich Nachhilfe in rats-politischen Gepflogenheiten erteilt oder sie wurden – in diesem Fall ein Lehrer – als „strukturkonservativ“ abgewatscht.
SPD und Grüne zogen sich in Diskussionen immer wieder auf Grundsätzliches zurück: Sie erklärten sich zu den einzig wahren Kämpfern für die Bildungsgerechtigkeit. Nicht selten war es ein Scheingefecht: Sympathie für die Schulform IGS ist kein exklusives Recht von Grünen und vor allem SPD. Auch in anderen Parteien und anderen Schulformen ist sie gar nicht so selten zu vernehmen.
Allerdings hätten die Beteiligten wohl gerne eine offene Debatte über das richtige Wann, Wie und Wo – ja, wohl auch das Ob – der zweiten IGS geführt. Die Gelegenheit, mit diesen Akteuren ein solides Fundament für diese Schulentscheidung anzulegen, hat Rot-Grün jedoch verpasst.
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