Das Demonstrationsrecht ist ein gutes Recht in Deutschland – und es zeugt davon, wie frei in diesem Land jeder Mensch für seine Anliegen auf die Straße gehen und ganz offen seine Meinung sagen kann und darf.
Die aktuellen Versuche von Erwachsenen, ihre Demonstrationen gegen die deutsche Corona-Politik als angebliche Spaziergänge zu tarnen und ein albernes Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei abzuziehen, nur damit keiner Verantwortung für die Demo übernehmen muss, erinnert dagegen unnötigerweise an Kindergarten-Spielchen. Der Begriff Spaziergang dient der strategischen Selbstverharmlosung, weil man spontan, friedvoll und bürgerlich herüberkommen möchte.
Zunächst einmal ist es eine Minderheit, die da auf die Straße geht. Häufig zu sehen sind Menschen aus der bürgerlichen Mitte. Und ja: Unter den Demonstranten sind Querdenker, Corona-Leugner, Schwurbler, Verschwörungstheoretiker, Demokratiefeinde, Rechtsradikale – nicht nur, aber eben auch. Das sollte jedem Mitläufer klar sein. Wer seine Demonstration nicht unterwandert sehen möchte, sollte sich zum Beispiel gegen Demokratiefeinde wie auch gegen Gewalttäter abgrenzen.
Die Demonstranten sagen, sie kämpfen für Freiheit. Und meinen ihre eigene. Dass persönliche Freiheit jedoch ihre Grenzen dort hat, wo die Freiheit des wiederum anderen anfängt, ignorieren sie geflissentlich. Obwohl genau das auch in einer Krise wie der Pandemie für alle gilt. Sie fordern einen echten politischen und wissenschaftlichen Diskurs – und ignorieren, dass es diesen längst gibt. Nichtsdestotrotz propagieren sie Widerstand gegen „die da oben“, „die Lügenpolitik“, „die Lügenpresse“. Offene Debatten, Anhören von Argumenten der Gegenseite, kritische Überprüfung der eigenen Position – viele Demonstranten beherzigen selbst nicht, was sie fordern. Leider führt aber auch das zur Spaltung der Gesellschaft.
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