Die Zeiten sind hart für die Händler. Also mit Fördermitteln retten, was zu retten ist? Ja und Nein.
Etwa 9000 Geschäfte müssen in Deutschland in diesem Jahr dichtmachen – nach 11 000 zwischen 2020 und 2022. Das prognostizierte jüngst der Handelsverband Deutschland. Die Zeiten sind hart für die Händler, denn schon vor Corona- und Energiekrise schlossen jährlich 5000 Läden. Mehr als Keime, Krieg und Inflation schadet den Geschäftsleuten die Dauerkrise, die das Internet-Shopping verursacht. Wir alle – die einen mehr, die anderen weniger – sind also schuld, wenn der Handel vor Ort stirbt. Und mit ihm am Ende die Innenstadt, wie wir sie kennen.
Also mit Fördermitteln retten, was zu retten ist? Ja und Nein. Das Konzept „Hameln handelt!“ ist wichtig, denn an unserer Innenstadt hängt mehr als nur das Shoppen: Immens wichtig ist eine attraktive Altstadt auch für die Touristen. Zur Rettung gehört aber auch die Erkenntnis, dass der Wandel nicht aufzuhalten ist. Dass Wohnen im Zentrum künftig mehr Raum einnehmen wird. Beim Umwandeln eines Ladens in Wohnraum zu helfen, wie es „Hameln handelt!“ jetzt machen will, verweist auf die Handlungsmaxime der Zeit. Sie erinnert uns nebenbei auch daran, wie marode unsere schöne Altstadt an vielen Stellen ist, und wie schwer es wird, Eigentümer zu Investitionen zu bewegen, denn die Sanierungsscheu hat, vor allem bei Umnutzungen, Gründe. Auch hier könnte die Stadt ansetzen, denn hinter maroden Fassaden stecken nicht nur anonyme Immobilienfonds mit dem Ziel der Gewinnmaximierung. Umbau und Sanierung sind auch für (Laden-)Besitzer oft eine große Bürde. Standards runterzufahren, ist deshalb überfällig. Vor allem beim ausgeuferten Brandschutz, bei dem jede Verhältnismäßigkeit abhandengekommen ist. Was nützt eine todsichere Altstadt, in der es kein Leben mehr gibt, weil sich beim Umbau niemand mehr diese Vorgaben leisten kann und will?
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