„Eine Frage der Praktikabilität“

Kein Geld für Asylbewerber? Haseloff will Söder-Vorschlag diskutieren

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (Archivbild)

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Berlin. Mehr Sach- statt Geldleistungen für Asylbewerber, wie sie CSU-Chef Markus Söder vorschlägt, sieht Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) kritisch. „Es ist oftmals eine Frage der Praktikabilität“, sagte Haseloff am Dienstag in der RTL/ntv-Sendung „Frühstart“. Für die Kommunen sei es technisch und organisatorisch sicherlich schwieriger, Sachleistungen zu gewähren. Ein Teil könne auch wiederum in Finanzleistungen einmünden, dazu gebe es bereits Urteile.

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Haseloff betonte aber, dass auch er hierzulande einen Anreiz für illegale Migration sehe. Daher sei die Forderung von Söder zu diskutieren. Auch die FDP hat sich dafür ausgesprochen, vermehrt auf Sachleistungen zu setzen, um Deutschlands Attraktivität für Asylbewerber klein zu halten. Die Partei schlug vor, bundesweit Bezahlkarten mit Prepaid-Guthaben einzuführen. „Das wäre für die Kommunen ein deutlich geringerer Aufwand, als einzelne Sachmittel für den täglichen Bedarf zu verteilen“, sagte FDP-Fraktionschef Christian Dürr.

Die Kommunen zeigten sich wegen des Bürokratieaufwands bei Sachleistungen skeptisch. „Es hat immer wieder Anläufe gegeben, die aber zugleich den enormen bürokratischen Aufwand einer solchen Lösung und den geringen Effekt verdeutlicht haben“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, dem „Tagesspiegel“ (Dienstag). Bei einer Umstellung müssten trotzdem gewisse Taschengeldzahlungen geleistet werden. Der Aufwand wäre noch höher, wenn unterschieden werden müsse zwischen Menschen mit guter Bleibeperspektive und solchen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit keinen Asylanspruch hätten. „Richtiger als eine Umstellung auf Sachleistungen wäre vielmehr, die Leistungen für Flüchtlinge europaweit anzugleichen unter Berücksichtigung des unterschiedlichen Kaufkraftniveaus“, sagte Landsberg.

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Kindernothilfe: Kinder mehr berücksichtigen

Die Kindernothilfe forderte unterdessen, in der Asyl- und Migrationspolitik stärker auf Kinder zu achten. „Die Bedürfnisse der Mädchen und Jungen auf der Flucht werden in der Diskussion um eine gemeinsame europäische Lösung zu wenig berücksichtigt“, kritisierte die Vorstandvorsitzende der Organisation, Katrin Weidemann, am Dienstag in Duisburg mit Blick auf den Weltkindertag (Mittwoch). Mit mehr als 40 Millionen Mädchen und Jungen seien aktuell so viele Kinder wie nie zuvor auf der Flucht.

Die Kinderrechtsorganisation forderte eine kindgerechte Asyl- und Migrationspolitik mit Zugang zu einem fairen, unparteiischen und umfassenden Asylverfahren für alle. Dazu gehören etwa eine kindgerechte Unterbringung, psychologische und medizinische Betreuung, anwaltlicher Beistand und die Unterstützung durch Übersetzerinnen und Übersetzer. Entscheidend sei auch der Zugang zu schulischen und außerschulischen Bildungsangeboten.

Weidemann forderte, Europa müsse sich auf die Einhaltung der EU-Menschenrechtscharta sowie der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen konzentrieren und legale Wege nach Europa schaffen. „Stattdessen stehen Abschottung und die Kriminalisierung von Geflüchteten im Fokus“, kritisierte die Kinderschützerin. Die Organisation beobachte mit großer Sorge, dass europäische und auch deutsche Politikerinnen und Politiker offen davon sprächen, das individuelle Recht auf Asyl abzuschaffen.

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RND/dpa/epd

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