„Niederlage des eigenen Landes“

AfD-Chefin Alice Weidel sorgt mit Aussagen zu Weltkriegsende für Empörung

AfD-Chefin Alice Weidel im ARD-Sommerinterview.

AfD-Chefin Alice Weidel im ARD-Sommerinterview.

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Die AfD-Parteivorsitzende Alice Weidel hat den Sieg der Alliierten über Hitler-Deutschland als „Niederlage des eigenen Landes“ bezeichnet und damit scharfe Kritik hervorgerufen. Unter anderem Familienministerin Lisa Paus zeigte sich empört.

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Im ARD-Sommerinterview, das Weidel am Sonntag dem ARD-Magazin „Bericht aus Berlin“ gab, fragte der Moderator die Politikerin, warum sie nicht wie Tino Chrupalla, der ebenfalls der rechtspopulistischen Partei vorsitzt, am 9. Mai dieses Jahres an den Feierlichkeiten zum Tag der Befreiung in der russischen Botschaft teilgenommen habe. Weidel entgegnete daraufhin, sie habe für sich entschieden, „aus politischen Gründen“ nicht daran teilzunehmen, das sei eine „persönliche Entscheidung“ gewesen. „Hier die Niederlage des eigenen Landes zu befeiern mit einer ehemaligen Besatzungsmacht, das ist etwas, wo ich für mich persönlich entschieden habe – auch mit der Fluchtgeschichte meines Vaters –, daran nicht teilzunehmen“, so Weidel.

Hintergrund: In Deutschland und anderen europäischen Ländern wird am Tag der Befreiung, dem 8. Mai, der Befreiung vom Nationalsozialismus gedacht. Russland begeht den Tag traditionell am 9. September als den „Tag des Sieges“. Weidels Co-Chef Chrupalla hatte an den Feierlichkeiten der russischen Botschaft teilgenommen.

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Paus: Weidel ist „Opportunistin der schlimmsten Sorte“

Dass Weidel die Kapitulation des Nazi-Regimes als „Niederlage des eigenen Landes“ bezeichnete, stieß in sozialen Medien auf scharfe Kritik. Familienministerin Paus schrieb bei der Plattform X (ehemals Twitter): „Weidel stellt die Befreiung von Nazi-Deutschland durch die Alliierten als Niederlage Deutschlands dar. Dazu fällt mir ein Brecht-Zitat ein: ‚Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.‘“

Auch Johannes Winkel, Chef der Jungen Union, kritisierte Weidel. Sie sei eine „Opportunistin der schlimmsten Sorte“ und habe noch kürzlich für den Parteiausschluss Björn Höckes gestimmt, tue nun aber so, als sei dies nie passiert, sagte er gegenüber dem Portal „T-Online“. „Daran erkennt man nicht nur, dass Rechtsextremismus in der AfD machtpolitisch tonangebend geworden ist, sondern auch den schwachen Charakter Weidels.“

Die Linken-Bundestagsabgeordnete Susanne Ferschl schrieb, Weidel betreibe „Geschichtsklitterung“. Kritik übte die Politikerin auch an der ARD: „Das Ganze blieb völlig unkommentiert. Das trägt zur rechten Diskursverschiebung bei.“

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Der Journalist Hasnain Kazim fragte bei X hinsichtlich Weidels Aussagen: „Mit anderen Worten sagt sie also: ‚Hätte Hitler gewonnen, hätte ich gefeiert‘, verstehe ich das richtig?“

RND/hub

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