Zu: „Massaker in der Ukraine – Westen sucht eine Antwort“, vom 4. April
Angesichts der nicht endenden Flut grauenvoller Bilder und Berichte, die wohl in den meisten von uns Entsetzen sowie Gefühle von Schmerz, Zorn und Angst auslösen, sollten wir nicht das eigene kritische Denken und Fragen aufgeben: Welchem Zweck dienen solche schockierenden und zunehmend grenzüberschreitenden Bilder? Brauchen wir sie wirklich, um Mitgefühl zu empfinden und Hilfe leisten zu wollen? Wo sind die Grenzen zwischen Interesse, Anteilnahme und Sensationslust? Wo ist die Grenze zwischen journalistischer Berichterstattung über ein verbrecherisches Gewaltgeschehen und medialer, kommerzieller oder politischer Instrumentalisierung unfassbarer menschlicher Grausamkeit und unsäglichen menschlichen Leidens? Welchen Unterschied machen wir seit dem 24. Februar zwischen den Menschen, die Opfer eines verbrecherischen Krieges in der Ukraine werden, und den Menschen, die schon seit Jahren in ihren Heimatländern solcher hemmungslosen Gewalt ausgesetzt sind, sei es durch die Taliban in Afghanistan, die Boko Haram in Nigeria, die Militärjunta in Myanmar, das Regime des Präsidenten Assad in Syrien, um nur einige zu nennen. Besteht der Unterschied in der räumlichen Nähe, „nur zwei Flugstunden“? Oder ist es die Hautfarbe, die Religion, die Kultur?
Letzte Frage: Inwieweit wollen oder müssen (?) wir es widerspruchslos hinnehmen, dass der ukrainische Botschafter, der in einer Person als Ankläger und Richter auftritt, bei seinen Urteilen über das Handeln der Bundesregierung in Gegenwart und Vergangenheit, seinen Angriffen auf einzelne Persönlichkeiten und seinen politischen Forderungen an uns alle schon längst das Maß überschritten hat, das auch in Kriegszeiten für den Botschafter in einem demokratischen Land Geltung behalten sollte?