Zu: „Hält die Kältewelle bis zum Fest?“, vom 13. Dezember
Wie im Bericht „Mythos weiße Weihnachten“ sehr schön erklärt, war Weihnachten mit Schnee tatsächlich ein Mythos – der Winter mit Schnee aber für uns Kinder der Bergdörfer oberhalb Bad Pyrmonts allenthalben präsent. Ob sich Schnee tatsächlich auch am Weihnachtsfest eingefunden hatte, kann ich nachträglich nicht mehr feststellen. Dafür hatte Weihnachten einen anderen Stellenwert für uns Kinder. Das Christkind kam, der Tannenbaum leuchtete, Geschenke warteten, dennoch ... Bad Pyrmont, Kleinenberg, Ende November 1969 – „Der erste Schnee!“, jubelte unsere Mutter, „Schneeketten!“, seufzte unser Vater. Nicht selten musste er diese um die Räder unseres Kleinbusses ziehen, wegen der eisigen Serpentinen des Mühlenberges. 1969 bot die Grundschule in Kleinenberg unserer neunköpfigen Familie eine neue Heimat, da mein Vater dort der Haupt-Lehrer wurde und vier Klassen gemeinsam in einem Schulraum unterrichtete. Ein hoher Holz-Kohleofen stand in der Mitte des Klassenraumes und wiederum bis zu 30 kleine Schüler-Hausschuhpaare drum herum. Unsere „Schuloma“, die über dem Klassenraum auch eine kleine Wohnung innehatte, heizte den Ofen stets vor. Dort lag ein heißer Hammer auf der Herdplatte, um das Wachs glätten zu können, welches wir auf die Skier und Schlitten auftrugen. Mein Vater erklärte uns die Gefahren des Schnees. 1. Schnee nicht essen, 2. Kalte Finger und Füße immer bewegen. 3. Stets Schaufel, Handfeger, Handtücher, Taschenlampe und Decken für eine eventuelle Autopanne dabeihaben.
Meine Mutter bastelte mit uns Apfelketten und wir sangen Schnee- und Winterlieder. Es schneite so viel, dass die Schneefräse eingesetzt werden musste und einige tiefe Dächer fast ganz verschwanden. Die steile Dorfstraße wurde zur Schlittenpiste, der Hang am damaligen Kinderspielkreis zum Schlitter-Paradies.
Ob es nun genau Weihnachten war, kann ich gar nicht sagen. Die Winter waren lang, und wir Kinder mochten Schnee, nicht mehr und nicht weniger.