Zu: „Kleine Kommunen unterstützen Großes“, vom 21. November
Bodenwerder setzt sich für Menschenrechte ein, das ist natürlich schon mal positiv besetzt. Fairtrade ist auch gerade angesagt. Nur, warum schaut niemand mal genauer hin? Kaffee wird fair gehandelt – damit ist gemeint, dass Kaffee-Bauern fair bezahlt werden. Also ein paar Cent mehr bekommen. Wobei: Fair wäre, diesen Bauern auch die Röstung zu überlassen – denn damit wird Geld verdient. Wir hier zahlen dann übertriebene Preise, von denen nur hier ansässige Röstereien und die Handelsunternehmen profitieren. Und dann: Klatsch – ein Label drauf. Dieser Kaffee wird dann mit Milch – natürlich von regionalen Anbietern – getrunken, der die Milch unter den Erzeugerkosten verkaufen muss. Ja, das ist Fair-trade! Leider nicht nur in Lummerland, sondern reale Vorstellung – nicht nur in Bodenwerder.
In einem Test der Verbraucherzentrale Hamburg fiel über die Hälfte der 32 als fair ausgewiesenen Produkte durch. Es mangelt ihnen an Transparenz, Lesbarkeit und Übersichtlichkeit: Die 32 untersuchten Produkte tragen 27 verschiedene Siegel, Markennamen oder Auslobungen und sind teilweise doppelt gekennzeichnet. Na ja, und bei Verwirrung ist Bodenwerder ja ganz stark. Dort gibt es ganz andere Dinge zu regeln: Verödung der Innenstadt, Verfall der Immobilien, verstärkte Abwanderung, Zunahme sozialer Brennpunkte etc. pp …Bei diesen Aufgaben sollte kein Oberklassen-Prestige Thema sein, sondern die Probleme, die tagtäglich und überall sichtbar sind.